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Luxor schließt

Traditionsreiches Kino vor dem Aus

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Das CineStar Kino Luxor wird zum 30.06.2011 geschlossen. Dies bestätigte die Geschäftsleitung auf Nachfrage von 371. Alle Mitarbeiter haben bereits ihre Kündigungen erhalten.


Gerüchte über eine Schließung des traditionsreichen Film- und Theaterpalastes gibt es seit Längerem. Besuchern konnte die bisweilen miserable Auslastung der Kinosäle nicht verborgen bleiben. Offensichtlich hat das modernere und mit zwei 3-D-Sälen ausgestattete CineStar-Kino in der Galerie Roter Turm dem ehrwürdigen Haus am Chemnitzufer den Rang abgelaufen. Konkrete Zahlen zur Zuschauerentwicklung wollte die CineStar-Gruppe gestern nicht preisgeben. Es ist aber anzunehmen, dass sich auch die Chemnitzer Kinos dem deutschlandweiten Trend nicht entziehen konnten. Nach Angaben der Filmförderanstalt FFA sank die Anzahl der verkauften Kinokarten von 146,3 Millionen im Jahr 2009 auf 126,6 Millionen im Jahr 2010. „Außerdem ist aufgrund von Brückenbaumaßnahmen, die seit circa zwei Jahren in unmittelbarer Nähe zum Kino stattfinden, die Hauptzufahrtsstraße blockiert. Dies führte, neben dem allgemeinen deutschlandweiten Besucherrückgang im letzten Jahr, zusätzlich zur Reduzierung von Besucherzahlen.“ so Oliver Fock, Geschäftsführer der CineStar-Gruppe.

Dies ist bereits die zweite Schließung eines Multiplex-Kinos in Chemnitz durch die CineStar-Gruppe. Bereits seit Ende 2008 ist das Kino im Vita-Center geschlossen. Gegenüber der Freien Presse (Ausgabe vom 2.12.2008) hatte Matthias Kutz von der CineStar-Geschäftsleitung die Schließung damit begründet, dass man sich auf Dauer „unter diesen Bedingungen nicht drei Standorte leisten" könne und gehofft, zumindest den „unter großen Auslastungsproblemen leidenden Luxor-Palast weiter als Spielstätte halten zu können.“ Diese Hoffnung ist nunmehr gestorben. Oliver Fock bezeichnet das Geschäft im Luxor als „hoch defizitär. Technik sowie auch Ausstattung sind renovierungsbedürftig, so dass ein hohes Investitionsaufkommen bestehen würde, um es als zeitgemäßes Filmtheater, insbesondere im Hinblick auf die Digitalisierung, zu führen.“

Mit der Schließung bewahrheitet sich aber auch eine Befürchtung, die Kenner der Szenerie bereits bei der Eröffnung des Kinos in der Galerie Roter Turm geäußert hatten: Chemnitz verträgt keine zwei großen Multiplex-Kinos. Der damalige Luxor-Kinoleiter Rüdiger Oertel hatte schon im April 2000 in einem 371-Interview gewarnt, dass mit der Eröffnung „beide Kinos Federn lassen werden.“ Das Kino in der Galerie Roter Turm wurde im April 2000 vom Multiplex-Betreiber UCI eröffnet. Das Unternehmen nutzte aber sein Sonderkündigungsrecht und zog schon sechs Monate später wieder aus. Ende 2001 übernahm die CineStar-Gruppe den Kinobetrieb, womöglich auch, um Konkurrenz durch andere Unternehmen auszuschließen.

Der Bau eines zweiten Multiplex-Kinos war von Anfang an umstritten. Befürworter wie der damalige Oberbürgermeister Peter Seifert und Galerie-Bauherr Dieter Füsslein verteidigten den Bau jedoch. Das Kino, so wurde argumentiert, sei notwendig, um auch am Abend Besucher in die Innenstadt und nicht zuletzt in die Gastronomien in der Galerie Roter Turm zu locken.

Von einer Schließung des Hauses an der Hartmannstraße wären auch die Städtischen Theater Chemnitz betroffen, die darin ihr Figurentheater betreiben. Zwar haben die zwei Puppenbühnen einen separaten Eingang, aber ob sich der Betrieb des kleinen Theaters ohne das große Kino nebenan lohnt, ist fraglich. Im Theater wusste man gestern (2.3.2011) man noch nichts von einem Auszug des Lichtspielhauses. „Aber wir sind darauf vorbereitet, da sich diese Gerüchte ja schon länger halten.“ erklärt Theater-Pressesprecher Fritz Frömmig dazu. „Es gibt die Möglichkeit, dass Figurentheater ins Schauspielhaus zu integrieren.“

Der Filmpalast Luxor war eines der ersten so genannten Großkinos in Chemnitz. Bei der Eröffnung 1929 bot der Saal 1600 Personen Platz. 1996 eröffnete das Haus nach Umbau als erstes Multiplex-Kino der Stadt mit 12 Sälen. Zwischenzeitlich, etwa ab Mitte der 1980er, wurde es als Interimsspielstätte für das damals im Umbau befindliche Opernhaus genutzt. Am 7. Oktober 1989 zog nach einer Theateraufführung vom Luxor-Palast aus ein Demonstrationszug gegen das SED-Regime los. Weil das Haus damit auch als Chemnitzer Symbol für die friedlichen Revolution 1989/90 gilt, soll demnächst vor dem Luxor-Palast ein Wende-Denkmal errichtet werden.

Text: Lars Neuenfeld

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Erschienen im Heft 03/11

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