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Die Fremden kommen immer im Mondlicht, heißt es. Das schrieb Sinatra sicher vor seiner Zeit in Vegas. Heute warten die Fremden für gewöhnlich, bis das Licht in den Clubs angeht. Dann schleichen die sich rein und schreiben einen Blog.
Zumindest die Macher des Chemnitz-Portals remarx.eu haben diese Art von Party- und Clubtests zum wichtigen Bestandteil ihres Konzepts gemacht. Daneben stellen die Blogger unter dem Motto "Party. Pop. Poesie." Einblicke in das subkulturelle Leben der Stadt. Das kommt stylisch und subjektiv in Text, Bild und Video daher. Interviews mit Bands, Terminankündigungen und Reviews gehören ebenso dazu, wie Zeitkritische Betrachtungen der Stadt.[nbsp] Deren Nerv scheint getroffen, denn die Lesergemeinschaft wächst. Langsam aber stetig, und manchmal auch in Wellen. Das zeigen Klicks und Likes. Zuletzt haben die Jungs und Mädels von re:marx durch die Berichterstattung zum ebenso subversiven Blume Open Air neue User mobilisiert.
Die Idee zum Blog stammte, wie so mancher Lichtblick in der Stadt, von Marco Stahn. Der hatte Damals gerade mit der Beta Bar angefangen – wir gedenken ihrer täglich – und suchte eine Plattform, auf der darüber berichtet wird. Also sprach er die Gründer an, ob sie nicht einen Blog schreiben wollten, was diese schließlich taten. Anders als viele Spontanprojekte, die heute kommen und morgen mit einem Post von vor drei Jahren im Nirvana der einhundertneunten Googleergebnisseite verschwinden, ist re:marx aber langfristig gedacht. So setzt das Team auf ein klares Konzept und Struktur: Allein die Planung des Blogs hat ein halbes Jahr gedauert, lange Diskussionen um einen Namen inklusive. Mit Redaktionssitzungen aller 14 Tage bleibt seitdem die Absprache im Team gesichert. Wer macht welches Thema und wie? re:marx wird dabei überwiegend von Studenten betrieben, die sich auch alle persönlich kennen und treffen. Nur der Öffentlichkeit wollen sie ihre Namen nicht nennen. Diese Anonymität sehen die rund sieben aktiven Blogger nicht als Verstecken im Netz oder subversiven Akt mit Guy-Fawkes-Maske, sondern eher als Aufrechterhaltung des Konzepts. Beispielsweise in Clubs und bei Partys wollen sie nicht erkannt werden, um ungestört darüber zu berichten. Sie wollen auch nicht als Person, sondern mit ihrem Inhalt in den Vordergrund. Wer Kontakt wolle, bekäme den ja jederzeit per Mail. re:marx verschreibt sich damit einem diffusen Publikum, von Menschen, die Chemnitz mit offenen Augen sehen aber nicht das große Bling Bling wollen. Die sind keine Hipster, keine krassen Nerds, aber irgendwie so drin und aktiv – das ist das Coolsein im Vagen und damit ein Stück Chemnitzer Lebensgefühl.
Text und Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im 371 Stadtmagazin 06/12