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Der Draht nach Timbuktu

Chemnitzer Partnerstadt im Krieg

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Timbuktu ist eine Stadt im Norden Malis. Und seit 1968 Partnerstadt von Chemnitz. Mali befindet sich zur Zeit in einer tiefen Krise. Wir wollten wissen, wie der Alltag in Timbuktu nun aussieht. Auf der Suche nach Informationen aus erster Hand traf sich 371-Redakteur Nils Martin mit Annett Raupach, Gründungsmitglied des Städtepartnerschaftsvereins Chemnitz-Timbutu e.V.

Selbst vom Chemnitz-Timbuktu e.V. hat momentan niemand direkten Kontakt in die Partnerstadt. Denn in Mali herrschen kriegsähnliche Zustände. In der Hauptstadt Bamako fand im März ein Militärputsch statt. Islamistische Extremisten und Rebellen des Volkes der Tuareg eroberten nach dem Putsch den nördlichen Teil des Landes. Sie führten eine strenge Auslegung der Sharia ein. Seither wird von schweren Menschenrechtsverstößen an der Bevölkerung berichtet. Tausende Menschen flüchteten. Eine militärische Intervention zur Befreiung des Nordens ist bereits beschlossen. Auch Timbuktu wurde von den Aufständischen erobert. Im Sommer zerstörten sie in der Stadt Jahrhunderte alte Grabstätten, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen.

Timbuktu ist eine der zentralen Kulturstädte Afrikas, bald 1000 Jahre alt. Auf Annett Raupach wirkte die Stadt verträumt und friedlich, als sie im Jahr 2000 dort war. Besorgt und fast resigniert wirkte sie bei unserem Treffen. „Derzeit ist ungefähr ein Viertel der Bevölkerung Timbuktus überhaupt noch dort. Alle anderen sind geflüchtet, weil ein normales Leben nicht mehr möglich ist.“ Das weiß sie von Marcel Maiga, ein Malier, der in Berlin lebt und mit Timbuktus Bürgermeister in ständigem Kontakt steht. Die Situation kam für die Bürger Timbuktus überraschend. „Auch Herr Maiga hat bis Anfang diesen Jahres die Lage weniger kritisch eingeschätzt“, sagt Annett. So wie er dachte keiner, dass es zu Konflikten mit derartigen Auswirkungen kommen könnte. Ein Grund für die komplexe politische Situation sei, dass der ehemalige Präsident Amadou Toumani Touré die Differenzen zwischen den Tuareg und anderen Gruppen jahrelang ignoriert habe. Nun entlädt sich vieles auf einmal.

Anett Raupach war im Jahr 2000 dabei, als eine Chemnitzer Delegation die Partnerstadt besuchte. Man weihte die „Rue de Chemnitz“ ein und war optimistisch, verschiedene Projekte starten zu können. „Aber eine solche Nord-Süd-Partnerschaft ist schwierig, wegen der unterschiedlichen Lebensrealitäten und Denkweisen der Menschen. Man kann nicht einfach hingehen und sagen: 'Hallo, wir wollen helfen. Wo gibt’s denn Probleme?' Da bekommt man keine klare Antwort.“

Dieser Optimismus ist mittlerweile gedämpft, doch gerade in der jetzigen Lage ist der Städtepartnerschaftsverein nicht untätig. Ziel ist es, sich an humanitärer Hilfe zu beteiligen, Netzwerke vor Ort zu nutzen und Spenden zu sammeln. Bereits im Mai 2012 startete der Verein einen Spendenaufruf, weitere werden folgen. Der Blick über den europäischen Tellerrand... der ist relevant. Annett Raupach hofft darauf, dass Menschen in Chemnitz und Umgebung ihn wagen.

Chemnitz–Timbuktu e.V., Henriettenstraße 5, 09112 Chemnitz
partner.chemnitz-timbuktu@web.de

Ein interessanter Artikel zur Lage in Mali und Timbuktu findet sich in der Frankfurter Rundschau, hier der Link.

Text: Nils Martin[nbsp]Foto: Wikipedia / upyernoz from haverford, USA

Erschienen im 371 Stadtmagazin 12/12

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