⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.

Das Web-App-Mag
Immer auf Tasche

Magazin

Letzte Frage im Juni

Herr Kummer gibt Antwort

Veröffentlicht am:

Lieber Herr Kummer, unbestätigten Gerüchten zufolge soll in der zur Abholzung freigegebenen Platanen-Allee inmitten der Reichenhainer Straße die vom Aussterben bedrohte kleine krummnasige Finkenfledermaus wohnen. Steht damit der Straßenbahnbau nach Thalheim erneut zur Debatte oder könnte man das possierliche Tierchen nicht einfach umsiedeln?

Fledermäuse schön und gut, aber wie geht es dem heimischen Studenten? Er hat sein Biotop, seinen Campus in der Nähe der Reichenhainer Straße, ist sehr scheu und sensibel und reagiert auf Veränderungen in seinem Lebensumfeld empfindlich. Er ist infolge des grausamen Bologna- Prozesses und dem demografischen Wandel vom Aussterben bedroht.

Der klassische Chemnitzer Student lernt nachweislich in Höchtsgeschwindigkeit, liebt effektive kurze Wege und ein überschaubares Umfeld. Entsprechend groß war der Aufschrei, als es hieß, Teile der Universität werden in die Innenstadt verlegt. Der Studentenrat war empört und demonstrierte lautstark gegen diese Zumutung. Man fühlte sich getäuscht, denn immerhin bezeichnet sich die Bildungsstätte als „Uni der kurzen Wege“. Hörsäle, Bibliotheken, Labore, Wohnheime und Sportstätten sollen in maximal 5 Minuten erreichbar sein. Drohte dieses Versprechen gebrochen zu werden? Längere Wegstrecken sind den zarten, unter strengem Artenschutz stehenden Studierenden doch unmöglich zuzumuten. Die Stadt Chemnitz kennt diese Problematik, reagierte umgehend und lässt nun eine Schnellbahnstrecke errichten, damit die Studierenden innnerhalb weniger Minuten den neuen Campus am Brühl, die Innenstadt oder die Sehenswürdigkeiten von Thalheim erreichen können.

Wo gehobelt wird, da fallen leider Späne und so wird die Platanen-Allee auf der Reichenhainer Straße der geplanten Stadtbahntrasse zum Opfer fallen. Mit großer Mehrheit haben sich die Stadträte kürzlich für die baumfressende Variante in der Mitte der Straße entschieden. Die Interessen zweier schützenswerter Spezies mussten in diesem Fall gegeneinander abgewogen werden. Nun werden rund 190 Platanen mitsamt den Fledermausnestern gefällt – Ersatz ist aber vorgesehen.

200 funkelnagelneue Bäume werden an anderer Stelle neu gepflanzt und für die kleine krummnasige Finkenfledermaus wird auch gesorgt. Das possierliche Tierchen, als effektiver Insektenjäger, aber auch als Überträger verschiedener unappetitlicher Krankheiten bekannt, muss natürlich umgesiedelt werden. Der heimische Großinvestor Kellnberger stellt die ehemalige Discothek Starlight als Fledermausgrotte zur Verfügung und die Stadt Dresden erklärte sich spontan bereit, für einige Fledermauspärchen an verschieden Elbbrücken Nistplätze einzurichten. Wir sehen, am Ende dieses Prozesses wird es keine Verlierer geben.

Gutes gibt es auch aus dem Bereich der aktiven Bürgerbeteiligung zu vermelden. Der Verkehrsverbund Mittelsachsen hat über die Gestaltung der neuen Straßenbahn für das Chemnitzer Schnellbahnmodell abstimmen lassen. Beachtliche 12 000 Stimmen haben die 3 Entwürfe des künftigen CM-Hybridfahrzeugs zusammen erhalten. Allerdings gab es von sehr vielen Interessierten am Telefon, in Gesprächen, e-mails und verschiedenen Internet-Foren die Kritik, dass die Entwürfe sich zu ähnlich, beliebig und nicht besonders „aufregend“ sind. Eine moderne Straßenbahn, die extra für das Chemnitzer Modell gebaut wird, sollte nach Meinung der Bürger schon mehr Individualität aufweisen. Diese Meinungen hat sich der Verkehrsverbund „wirklich zu Herzen genommen“. Was will man mehr?

[nbsp]

[nbsp]

Zurück