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Letzte Frage im Mai

Herr Kummer weiss Antwort

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Liebe Leserbriefschreiber, für diesen Monat ist keine „letzte Frage“ von Ihnen hier im Redaktionsgebäude des 371 eingetroffen. Woran kann das liegen? Sind Ihnen die Fragen ausgegangen, wissen Sie jetzt alles?

Immerhin wurden in den 37 Jahren des Bestehens dieser Rubrik mindestens 444 Fragen beantwortet und jetzt ist möglicherweise wirklich alles geklärt. Ich finde allerdings, dass es schon noch einige Dinge in unserem schönen Chemnitz gibt, die Fragen aufwerfen. Wieso zum Beispiel treffen sich die harten Männer aus der CFC-Südtribüne angeblich am liebsten in der Fankneipe „Pub à la Pub“? Bei so einem pomadigen Namen denkt man doch eher an Moulin Rouge, Prosecco und Travestie-Tanz, als an dritte Halbzeit und Schienbeinschoner. Der Dresdner Dynamo Fan geht wie ich gelesen habe in Ackies Sportsbar. Alles klar, so muss eine Fußballbude heißen, da riecht man doch gleich Männerschweiß und Bierdunst! Die geheimnisvolle, bizarre Welt des CFC ist vielen Chemnitzern aber sowieso ein großes Rätsel. Ebenfalls merkwürdig erscheint mir, wieso es einfach nicht gelingen will drei Bäume auf unserem Marktplatz einzupflanzen.

Aus anderen europäischen Kommunen ist ja das Gerücht nach Chemnitz gedrungen, dass Bäume durchaus die Aufenthaltsqualität in Innenstädten verbessern können. Man munkelt, dass durch Staubfilterung, Verdunstung und Sauerstoffproduktion die Stadtluft verbessert, sowie durch die Verschattung einer Aufheizung des Straßenraums entgegengewirkt werden kann. Seit Jahren wird in unserem Stadtparlament um die Bäume auf dem Marktplatz gerungen. Aktuell scheiterte der Begrünungsvorschlag von SPD und Grünen an der Mehrheit von Linken und FDP/CDU. Von gewaltigen Pflanzkosten und unerträglichen Behinderungen für Markthändler und Besucher war die Rede und der sprachlose Beobachter fühlte sich an die epische Schlacht um die Errichtung eines Marktbrunnens in Chemnitz erinnert. Der gnädige Schleier des Vergessens hatte sich schon über die sehr peinliche Wasserspielangelegenheit ausgebreitet, als das Thema plötzlich wieder aus der Versenkung geholt wurde. Eine Jury soll noch in diesem Jahr entscheiden, was für ein Brunnen auf unserem Marktplatz aufgestellt werden soll. Neu ist das freilich nicht. Bereits 2002 war die Gestaltung eines Marktplatz-Wasserspiels ausgeschrieben. Auch damals gab es eine Jury. Der Siegerentwurf "Saxonias großer Abwasch" von Timm Ulrichs gefiel aber einigen Bürgern und Lokalpolitikern nicht. Nun wurde ausgerechnet in der Stadt der Moderne ein Kampf gegen einen zeitgemäßen Brunnen mit dem Argument geführt, dass „so etwas unser Bürger nicht will“.

Diese Frühform des Populismus gewann gegen den demokratische Juryentscheid und nach langem Hin und Her wurde 2003 weise entschieden, gar keinen Brunnen zu bauen. Jetzt können wir auf die Entscheidung der neuen Ausschreibungsjury gespannt sein und die große Frage steht im Raum: Wird die Stadtgesellschaft und ihr Parlament auch einen anderen Wasserspieltyp, als eine Variante des Saxoniabrunnens, verkraften? Weitere wichtige Fragen gilt es natürlich zu klären. Sollte sich Chemnitz selbstbewusst als DIE autogerechte Stadt Europas vermarkten und endlich diese ganze Eisenbahngeschichte hinter sich lassen? Warum bieten Matratzenläden immer so große Rabatte an? Arbeitet Frau Dr. Ingrid Mössinger jetzt beim 100 Giebel Projekt von Rebel Art? Ist Impfen ungesund? Fragen über Fragen, die ich mir hier stellen würde, wenn ich Leserbriefschreiber wäre!

Foto: by_leica_pixelio.de

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