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Letzte Frage im Oktober

Herr Kummer weiß Antwort

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Lieber Herr Kummer, bekommt die Stadt Chemnitz den oder die Oberbürgermeisterin, den sie verdient?

Auch fast 30 Jahre nach der Wiedervereinigung verdienen die Menschen bei uns noch deutlich weniger als im Westen. Das von unserer Heimatzeitung neuerdings öfter beauftragte Forschungsinstitut Insa könnte ja mal versuchen herauszubekommen, ob das nicht nur für die Löhne, sondern auch für die Qualität der ostdeutschen Bürgermeister gilt.

Der große Staatenlenker und polit-intellektuelle Universalist Donald Trump stellte den Rolling Stones Titel „You Can‘t Always Get What You Want“ an den Beginn vieler seiner Wahlkampf-Veranstaltungen. Dieses weltberühmte Motto haben viele Chemnitzer so interpretiert, dass sich die Beteiligung an einer Kommunalwahl sowieso nicht lohnt. Nur knapp die Hälfte der Wahlberechtigten hatte am Abstimmungstag ihre Stimme abgegeben. Da im ersten Wahlgang keiner der OB-Kandidaten die absolute Mehrheit erzielte, findet am 11.Oktober ein weiterer Urnengang statt. Zu befürchten ist, dass die Abstimmungsbeteiligung noch einmal schrumpft. Vielen Chemnitzern ist ziemlich egal, wer ihre Stadt regiert und repräsentiert. Diese Mitbürger haben am Wahltag Fußwege gefegt, waren in ihrem Garten Kürbisse ernten oder sind im Bett geblieben.

Das ist natürlich ihr gutes Recht, sie dürfen sich nur nicht übermäßig beschweren, wenn ab Oktober an der Stadtspitze eine Person steht, die ihnen nicht optimal geeignet erscheint. Vielleicht müssen die Chemnitzer damit leben, dass das AJZ in ein katholisches Umerziehungsheim, eine gigantische Sparbüchse oder eine Kathedrale der staubtrockenen Vernunft verwandelt wird. Vielleicht regiert künftig in unserer Stadt ein allwissender Oberlehrer mit populistischer Schlagseite. Möglicherweise bekommt die Stadt einen auch in Krisenzeiten hör- und sichtbaren Kulturbürgermeister oder gar einen akzeptablen Fernbahnanschluss und eine pulsierende Innenstadt. Eventuell verwandelt sich Chemnitz in eine ausländerfreie, russische Exklave ohne Merkelmasken und Hygienegebote. Unser künftiges Stadtoberhaupt könnte schon einige wichtige Leitlinien und Zukunftsperspektiven für die Stadt eröffnen.

Zugegeben liebe Nichtwähler, der bisherige Wahlkampf war sehr öde, überall wurden Gräben zugeschüttet, sich die Hände gereicht und auf Augenhöhe begegnet. Ordnung und Sicherheit, Wirtschaft und Verkehr waren die dominierenden Themen. Bei einer öffentlichen Vorstellungsrunde schwärmten die anwesenden OB-Kandidaten von einer „Akzeptanz des Scheiterns“, adressiert an die versammelten Vertreter der Kreativwirtschaft. Die Zuhörer konnten allerdings den Eindruck bekommen, dass die Bürgermeister-Anwärter ihre eigenen Ambitionen auf das höchste Amt der Stadt meinen könnten.

Vielleicht war das aber auch nur raffinierte Taktik, um die Konkurrenz einzuschläfern, und unser künftiges Stadtoberhaupt überrascht im Amt die Chemnitzer, Deutschland und ganz Europa mit einem Feuerwerk innovativer Ideen und Visionen. So einen Bürgermeister hätten fünfzig Prozent der Einwohner verdient, die andere Hälfte der Bürgerschaft darf gern die Kommunalpolitik ignorieren und sich ausschließlich mit sich selbst, Urlaubsplanungen und Gartenbau beschäftigen.

Foto: S. Hofschlaeger_pixelio.de

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