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Letzte Frage im August

Herr Kummer weiß einfach alles

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Lieber Herr Kummer, im August finden in Chemnitz zum ersten Mal drei Kunst- und Kulturfestivals nacheinander statt. Den Anfang macht das Wolkenkuckucksheim, der Rabensteiner Kulturpalast wird von den Begehungen erobert und die Macher des Streetart Festivals ibug widmen sich der ehemaligen VEB Spezialmaschinenfabrik an der Lerchenstraße. Bei der Vielzahl an kreativen Möglichkeiten, stellt sich die Frage, überträgt sich dieser Spirit auf den gemeinen Chemnitzer Bürger und fördert zukünftig noch unentdeckte Talente?

Um Himmels Willen, lieber Leserbriefschreiber, die Vorstellung, dass sich die Chemnitzer Bürger, inspiriert durch die Kulturfestivals, künftig alle der Kreativwirtschaft zuwenden, ist furchterregend. "Jeder Mensch ist ein Künstler", diesen Kalenderspruch von Joseph Beuys wollen wir bitte schnell wieder vergessen. Wir sind doch hier nicht in Berlin oder Hypzig. Stellen wir uns doch einfach mal die Chemnitzer Innenstadt vor, bevölkert von dutttragenden vollbärtigen Projektentwicklern. Alle wollen sich gegenseitig eine Idee oder gar ein Kunstwerk verkaufen. Wovon sollen denn die alteingesessenen Chemnitzer Künstler, von denen ich einige sogar persönlich kenne, leben, wenn der Markt von hyperaktiven neuen Talenten überschwemmt werden sollte. Da lobe ich mir doch die Chemnitzer Biermeile oder eine bodenständige, zünftige Crystal-Klopperei an der Zentralhaltestelle. Aber ruhig Blut! Die Vergangenheit zeigte beruhigenderweise, dass die Gefahr einer völligen Infizierung der Bevölkerung durch gehäuft angebotene Veranstaltungen nicht so groß ist, wie manche vermuten oder hoffen.

Seit 1998 wurde in Chemnitz die "Krone der Volksmusik" im Rahmen einer großen TV-Gala an die Besten der Besten vergeben und für ein Millionenpublikum im Fernsehen ausgestrahlt. 15 Jahre lang trafen sich die Branchen-Häuptlinge in unserer Stadt, hier wurde die "Creme de la Creme" aus Volksmusik und Schlager geehrt und gefeiert. Lange Jahre wurde Chemnitz als „Hauptstadt der Volksmusik“ bezeichnet. Haben sich die Chemnitzer Bürger dadurch alle in Schlagersänger und Volksmusikanten verwandelt?

Eine Zeitlang trafen sich jeden Montag am Karl-Marx-Kopf extrem besorgte Patrioten. Woche für Woche wurde im Kreis gelaufen und der baldige Untergang des Abendlandes beschworen. Auch der Spirit dieser Veranstaltungen scheint beim gemeinen Chemnitzer Bürger kaum Spuren hinterlassen zu haben. Unsere Stadt zeigt sich, gegen den europäischen Öko-Mainstream, als stolze Autometropole, daran konnten auch die zahlreichen Veranstaltungen rund um die Deutschen Meisterschaften im Straßenradsport nichts ändern. Chemnitz bleibt Chemnitz und lässt sich durch einige Events und kurzatmige Veranstaltungen nicht aus der Ruhe bringen.

Sollten sich einige Bürger allerdings durch die drei Augustfestivals beflügelt fühlen, kulturelle Visionen und Pläne zu entwickeln, nur zu, kein Problem. Wir haben seit kurzem auf dem Rosenhof ein Kulturhauptstadtbüro „Chemnitz 2025“. Hier kann man seine Ideen, zu hause ordentlich notiert und mit einem Briefumschlag versehen, abgeben und anschließend, wie es sich bei uns gehört, schnell an seine Werkbank zurückkehren.

Bild:[nbsp]Stephan Albers [nbsp]/ pixelio.de

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