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Letzte Frage im März

Herr Kummer gibt Antwort

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Lieber Herr Kummer, nach langem Zögern möchte ich mich an Sie wenden. Sie müssen mir unbedingt eine Frage beantworten. Besitzt unsere Stadt bzw. unser Ordnungsamt einen Geheimdienst? Ein Bekannter hat mir nämlich erzählt, dass die vielen in der Stadt installierten Blitzer und Radarfallen eigentlich nur einem Zweck dienen, dem Erstellen von Bewegungsprofilen der Chemnitzer Bürger. Die riesigen Datenströme würden über das ausgeklügelte Analyse-Programm „Chem-Traveler“ gebündelt und anhand der Blitzer-Fotos könne das Tool dann ein Beziehungsnetz der Verkehrsteilnehmer erstellen. Weil der Geheimdienst beim Abschöpfen nicht sofort wisse, welche Daten später gebraucht werden könnten, würden im Keller des Rathauses Daten vom Umfang von 29 Terabytes gelagert. Das sei mehr als doppelt so viel wie die Textinhalte der Drucksammlung der Bibliotheken von Leipzig, Görlitz, Dresden und Chemnitz zusammen, rechnete mein Bekannter vor. Er zitierte sogar aus einem internen Ordnungsamt-Bericht von 2012: Das, durch das Radar-Blitzer-Spähprogramm gewonnene Datenvolumen „übersteigt unsere Möglichkeiten, es aufzunehmen, auszuwerten und zu lagern“, hieß es darin.
Während ich diese Zeilen schreibe, fällt mir gerade auf, dass sich damit die Frage, ob Chemnitz einen Geheimdienst unterhält, erledigt hat. Ich würde lieber wissen wollen, wie das Ordnungsamt die Datenflut bewältigen soll. Nach Auskunft vom Ordnungsbürgermeister Runkel ist der Stadtordnungsdienst auf vier Mitarbeiter geschrumpft. Diese ersticken in Arbeit: Die Rechtsvorschriften der Stadt überwachen, sich um Veranstaltungsauflagen kümmern, sich mit Ruhestörungen durch Brunnenplätschern und tickende Verkehrsampeln beschäftigen, die Leinenpflicht für Hunde kontrollieren und und und. Mein Bekannter meint, dass das überforderte Ordnungsamt die Geheimdienstaufgaben schon vor Jahren an ein privates Security-Unternehmen abgegeben habe, dessen Name selbstverständlich geheim bleiben muss. Jetzt frage ich mich, stimmt das? Wäre das noch rechtens? Ein kommunaler Geheimdienst sollte doch in den Händen städtischer Behörden bleiben.
Definitiv ausgelagert wurde das Stadtmarketing für Chemnitz. Die heimische Werbeagentur Zebra kümmert sich nun um das lädierte Image unserer Stadt. Erste Paukenschläge sind zu vernehmen. Eine Online-Pedition soll den MDR dazu zwingen die beliebte Tatort-Reihe ausgerechnet in Chemnitz, der Stadt mit der landesweit niedrigsten Kriminalitätsrate, anzusiedeln. Und als weitere überregional wirksame Werbemaßnahme wurden über Deutschland sogenannte „Chemnitzer Pfade / Chemtrails“ angebracht. Beauftragte Flugzeuge hinterlassen wunderschöne Kondensstreifen und sollen damit für unsere Stadt werben. Nun erzählt mein Bekannter von einer Verschwörungstheorie: Eine verschwiegene Elite weniger Eingeweihter, zu der auch Mitarbeiter der Stadtbehörden, der Universität und des Jahnsdorfer Flughafens gehören, sorgt angeblich dafür, dass ein Geheimprojekt seinen Lauf nimmt. Flugzeuge versprühen demnach im Auftrag von Chemnitz Chemikalien, um Wetter und Klima zu ändern, Menschen zu vergiften oder anderweitig Einfluss auf das Weltgeschehen zu nehmen. Sind die „Chemtrails“ nun ein harmloser Werbegag oder haben wir hier einen Beleg für das geheime Bestreben Chemnitzer Kreise die Weltherrschaft zu übernehmen?

Lieber Leserbriefschreiber, dein Bekannter scheint ein Pfeifenbläser bzw „Whistleblower“ zu sein. Die gelieferten Informationen sind äußerst sensibler Natur und können zur Rufschädigung von Personen und Institutionen beitragen. Ich kann und will deine Fragen, zumindest im Moment, nicht beantworten.

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