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Szene eines Kindheitstraumes: Sebastian und Silvio im Underworld
Seit zwei Jahrzehnten lockt der Sonnenberg-Plattenladen zum Verweilen, Stöbern und natürlich zum Kauf der ewig jungen Liebe Vinyl.
Was gibt es Schöneres als einen Kindheitstraum, der sich erfüllt und Früchte trägt. Silvio Spreer träumte als Teenager in der DDR von einem eigenen Plattenladen. Nach der Wende und nach dem Abschluss seiner Lehre als Elektromonteur arbeite er als Verkäufer in einem Musikgeschäft namens Zeitklang, bevor er gemeinsam mit Freunden eine GbR gründete, die City Ticket, Underworld Fashion und Underworld Musik umfasste. Ein Sprung ins kalte Wasser für alle Beteiligten, doch auch ein Versuch die neuen Möglichkeiten auszutesten.
„Wir starteten 1995 mit rund 800 Tonträgern. Der Grundstock war hauptsächlich elektronische Musik, Hip Hop und DJ-Bedarf. Anfang der 2000er war es noch Gang und Gebe, dass DJs in der Woche vorbeikamen um ihre Plattensammlung für die nächste Party am Wochenende aufzustocken“, erinnert sich Silvio. Um sich über Wasser zu halten, organisierten sie Partys, arbeiteten als Hands und legten selbst auf. Von Beginn an setzte das Underworld dabei auf Vinyl und über die Jahre wurden aus den 800 Tonträgern 30 000.
Deshalb ist die neue Hochkonjunktur des Vinyls für sie eher ein nebensächlicher Aspekt. Viel stärker veränderte und verändert das Internet das Kauf- und Einkaufverhalten der Kunden.
„So um 2007/2008 haben wir wohl 75 % der Platten über das Internet verkauft und 25% gingen vor Ort über den Ladentisch. Heute ist das Verhältnis bei ca. 50/50. Auch kommen viele Kunden viel besser informiert und zielgerichteter in den Laden, was nicht bedeutet, dass es nicht auch noch die klassische Beratung gibt“, erklärt Sebastian Behr, der seit 2007 das zweite markante Gesicht des Underworld Plattenladens ist.
Musikalisch viel einschneidender war hingegen das Jahr 2001. „Ich mache es immer an dem Strokes-Album `This Is It` fest“, erinnert sich Silvio, „Ab da lief die große Indie- und Rockwelle an, von der ausgehend wir selbst wieder Partys, wie das „Rocken“ oder „Grand Ouvert“ auf die Beine stellten und heute noch die Reihe `Teenage Kicks“ im Weltecho. Unsere Laufkundschaft veränderte sich und aus diesem Genre, gerade was die 90er und 0er bis heute betrifft, haben wir fast alles im Laden vorrätig. Wenn etwas nicht da ist, setzen wir natürlich alle Hebel in Bewegung, um es heranzubringen.“
Bunt gemischt wie das Plattensortiment ist dementsprechend auch die heutige Stammkundschaft auf der Hainstraße 83. „Da gibt es eigentlich keine Einschränkung. Von 20- bis 60jährigen mit den unterschiedlichsten Musikvorlieben ist alles dabei“, erzählt Sebastian Behr. Auch wenn sie mitunter darüber nachdenken dem Sonnenberg den Rücken zu kehren, so denken sie nie darüber nach Underworld Records zu den Akten zu legen. Nicht nur, dass der Laden seit Jahren stabil läuft, es steckt auch einfach zu viel Herzblut in ihm. In diesem Sinne kann man nur sagen: Chapó und auf die nächsten 20 Jahre!
Text: Chezz / Foto: Michael Chlebusch