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Seit 1925 empfängt das Bernsdorfer Freibad seine Gäste und bietet u.a. eines der letzten betriebenen 100-Meter-Schwimmbecken Europas. Doch darüber und der großzügigen Liegefläche herrscht nicht nur eitel Sonnenschein.
Inwiefern der Ausspruch der Kraftklub-Jungs zum Eurovision Song Contest 2011 ironisch verstanden werden sollte, als sie kurzerhand das Freibad Bernsdorf zum Wahrzeichen Sachsens kürten, lässt sich nur erahnen - fest steht, dass das Bad Heimatverbundenheit schafft. Dabei zieht es seinen Charme vor allem daraus, dass es eben kein durchsaniertes Spaßbad ist, sondern auf Essentielles setzt: Schwimmen, Chillen, Sport treiben.
Um den Rahmen für diese Idylle aufrechtzuerhalten, ist immer wieder harte Arbeit notwendig – sowohl körperlich als auch bürokratisch. Die Betreiber der Chemnitzer Badeinrichtungen müssen jährlich um die Fördermittel der Stadt bangen, mit denen ein zumindest annähernd kostendeckender Betrieb möglich ist. Auch über dem Bernsdorfer Bad schwebt permanent der Stöpseltod. Hauptargument seitens der Stadt: Das Verhältnis von Wasserfläche zu Einwohnerzahl sei im Vergleich zu anderen Städten überdimensioniert, sprich es gibt eigentlich zu viele Freibäder. Dabei bricht der Stausee Oberrabenstein als gut besuchtes Domizil allein aufgrund seiner Maße vielen kleineren Freibädern ungewollt das Rückgrat. Vor allem für teilsanierte Einrichtungen wird das zur schwer überwindbaren Hürde, da die Kosten für eine Erneuerung den städtischen Ausgabewille oft überfordern.
In Bernsdorf setzt man deshalb mit dem 2010 gegründete Verein „Freundeskreis Bernsdorf Freibad“ auf Eigeninitiative. Stephan Hunkel, Mitglied des Vereins und Geschäftsführer des Boofe Ladens, kritisiert, dass sich, anstatt der liquiden Vielfalt zu erfreuen und diese intensiver zu bewerben, die Abschussliste für Chemnitzer Freibäder mit jedem Haushaltsjahr wächst. Der Kampf um Besucher bleibt allein Sache des Vereins. Aus diesem Grund organisiert das Team um Hunkel seit drei Jahren auch das Stadtteilfest im Freibad, das möglichst viele Chemnitzer anziehen soll. Die müssen auch in dieser Saison wieder zahlreich im Bad erscheinen – nur dann bleibt die Hoffnung auf ein Weiterbestehen. Zu wünschen wäre es dem ehrwürdigen Swimmingpool in Bernsdorf auf jeden Fall. Und zur 100-Jahr-Feier könnte man dann ja eine renommierte lokale Musikgruppe für ein Guerilla-Konzert überreden.
Text: Johannes Richter Foto: Stephan Hunkel