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Schrotflintenemotionen

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In der Galerie im Arthur hängen gerade die Bilder von Filip Bayer. Ein junger Chemnitzer Künstler, der im Lockdown zur Malerei fand und trotzdem keine schnöde Corona-Story erzählt.

Starke Farben, expressive Formen und stilisierte Köpfe, die aussehen, als hätte jemand seine Schrotflinte mit Emotionen geladen und auf die Leinwand abgefeuert. Besser gesagt auf eine Spanplatte. Denn Spanplatten sind das, worauf der Schöpfer dieser Bilder bevorzugt malt. Er heißt Filip Bayer und stellt sie aktuell im Nichts im Arthur auf der Hohen Straße aus. Die wilde Mischung aus Acryl, Wachsmalerei, Druck- und Schabetechnik erinnert Kenner an das Werk von Jean-Michel Basquiat, Zeitgenosse von Andy Warhol und Keith Harring, eine Art ungezügelter Gegenentwurf zu deren Kunst.

René Szymanski vom Arthur hatte einen Tipp bekommen und einen Link mit Bildern dazu. Er fand dort, wie er sagt, wirklich spannende, schöne Bilder mit einem interessanten Entstehungshintergrund und dafür sei die Galerie ja da - junge Chemnitzer Kunst unter die Leute zu bringen. Der Hintergrund, von dem er spricht: Ein 18-jähriger Musiker muss im Lockdown auf seine Bandproben verzichten und braucht ein Ventil für Kreativität und Gedanken. Also beginnt er als Autodidakt zu Malen, beeinflusst von seinem Bandkollegen, der sich mit Streetart auskennt, tut das oft Nachts und stellt die Ergebnisse bei Instagram ein. Geplant wird nicht, die Entstehung ist ein Prozess, schöpft aus Themen wie Jugend, Familie oder wie abgefuckt die Welt ist. Auch Motive um den Tod von George Floyd sind darunter. Im Netz finden sich schnell Follower und sogar Kaufangebote. So hängen Filips Bilder inzwischen auch in Italien oder Israel.

Ein beachtlicher Erfolg für gerade ein halbes Jahr Schaffenszeit, während der schon etwa 30 bis 40 Bilder entstanden. Und dennoch: Die Malerei ist für Filip nur eine Ausweichtätigkeit, wenn Musik machen gerade nicht geht. Auf die Musik mit seiner Band Ella wartet demnächst nämlich auch der nächste Schritt. Mit einem Produzenten aus Leipzig entsteht gerade die erste EP. Und, ja studieren will er trotzdem nach dem Abi. Vielleicht Biologie, das sei ein Gebiet, das ihn auch in seiner Kunst sehr inspirieren kann. Man gewinnt den Eindruck, hier hat jemand die ganze Impulsivität in Bilder und Musik kanalisiert, um für den Rest des Tages einen klaren Kopf zu behalten.

Wie das Ergebnis des Prozesses aussieht, kann man sich noch bis zum 15. Oktober im Nichts anschauen. Immer Dienstags und Donnerstags von 18 bis 20 Uhr. Oder unter instagram.com/artistfilip.

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

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