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Am Chemnitzer Markt ist die Galerie Schmidt-Rottluff eine Institution. Seit über drei Jahrzehnten beherbergt das Neue Rathaus die verwinkelten Räume mit Kunst und Kunsthandwerk. Nun sah es im vergangenen Jahr so aus, als ob das Traditionsgeschäft vor dem Aus stünde.
Nach dem Tod der Gründerin Heidemarie Knott Mitte 2013 führte ihr heute 69-jähriger Ehemann Falk Knott das Geschäft. Eine Nachfolge war lang nicht in Sicht. Hinzu kamen Unklarheiten bezüglich des auslaufenden Mietvertrages. Doch dann, ein Jahr später, steht die Galerie Schmidt-Rottluff so jung da wie zu Zeiten ihrer Gründung. Zum Juni übernahm das Geschwisterpaar Elisabeth und Benedikt Preis den Laden. Beide leben seit sieben Jahren in Chemnitz. Der sympathische Wiener Dialekt ihres Elternhauses klingt im Gespräch allerdings noch immer durch. Während Elisabeth als Kunsthistorikerin die Materie kennt, hat BWLer Benedikt die Zahlen im Blick.
Das Gesicht der Galerie hat sich indes nicht geändert. Noch immer prägt vor allem Kunsthandwerk den vorderen Ladenteil und die gewölbten Schaufenster zum Markt – allen voran die beliebten rundlichen Keramikfiguren von Karl-Heinz Richter. Die hohe Galerie im hinteren Geschäft beherbergt nach wie vor Kunst vom Ölgemälde bis zum Linolschnitt. Hier übernahmen die neuen Galeristen einen Künstlerstamm von etwa 30 Künstlern, den es erst einmal aufzuarbeiten gilt: „Man muss ja jeden persönlich kennenlernen“, sagt Elisabeth. Dennoch wurden bereits auch erste eigene Künstler in die Galerie aufgenommen. Auf sechs bis sieben Vernissagen wolle man im Jahr kommen. In der Weihnachts- und Osterzeit soll es aber eher keine geben, denn dann dominiert das Kunsthandwerk das Geschäft. „Das wäre den ausstellenden Künstlern gegenüber unfair“, erklärt Elisabeth. Ansonsten bleibe das erfolgreiche Konzept bestehen, dass es in der Galerie Schmidt-Rottluff Kunst von einem bis 5.000 Euro zu kaufen gibt. Das senke die Hemmschwelle für Kunden, die vielleicht nicht so galerie-erfahren sind und viele kämen regelmäßig einfach nur zum Stöbern herein, erklärt Benedikt.
Im Oktober stehen aber auch zwei konkrete Termine an, die zu einem Besuch einladen: Der Chemnitzer Maler Ingo Andratschke feiert am 30. Oktober Vernissage mit seinen vorwiegend abstrakten Werken und am 2. Oktober ist der Erzgebirger „Geschichtenschnitzer“ Swen Kaatz zu Gast, der vor allem Kinder begeistern dürfte. Und nach draußen wollen die frisch gebackenen Galeristen künftig auch gehen: Sie beteiligen sich an der Chemnitzer Modewoche und präsentieren dort die geschnitzten Sternkopfengel, deren Kleider es auch jeweils als real existierendes Stoff-Pendant gibt. „Wir sind jung und wollen uns künftig auch in das Stadtleben einbringen“, erklärt Benedikt die Aktion.
Text [&] Foto: Michael Chlebusch
Erschienen im 371 Stadtmagazin 10/14