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Bollywood am Südbahnhof

Indischer Lebensmittelladen

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Seit Juli ist Chemnitz um eine kulinarische Attraktion reicher – am Fuß der Reichenhainer Straße versorgt der indische Lebensmittel-Laden “Bollywood” nicht nur Heimweh-geplagte Studenten mit Originalprodukten vom Subkontinent.

Dabei könnten Name und Schaufenster-Gestaltung den flüchtig aus der 51 schauenden Uni-Pendler auch zu der Annahme verleiten, es handele sich um einen DVD-Verleih der besonderen Art – gar nicht mal so abwegig, wenn man sich die hiesige Popularität von 'Bollywood'-Produktionen vor Augen führt. Hysterisch-fröhliche Riesen-Tanzgruppen sucht man im Chemnitzer 'Bollywood' jedoch vergeblich. Dafür gibt es aber eine Fülle an Gewürzen, Tees, Naturkosmetika, Curry-Pasten, speziellen Snacks, Süßigkeiten und Gemüse in verschiedensten Formen – um nur einige Facetten dieser indischen Variante eines Tante-Emma-Ladens zu nennen.

Auch und vor allem gibt es aber das Betreiber-Ehepaar Singh. Seit 20 Jahren leben sie nun schon in Deutschland, 16 davon in Zwickau. Bis zur Eröffnung des Ladens betrieben sie einen kleinen Pizza-Service, das 'Bollywood' ist also auch für sie berufliches Neuland. Merken tut man das allerdings nicht – wenn Herr Singh mit Turban und wohl gepflegtem Rauschebart hinterm Ladentisch steht, während seine Gattin in farbenfrohem Sari geschäftig Tee anbietet, sehen beide aus, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Oder zumindest machen sollen. „Als wir nach Chemnitz gekommen sind, haben wir gemerkt, dass es hier ziemlich viele Inder gibt – aber keinen indischen Laden.”, erinnert sich der Inhaber an den pragmatischen Ursprung der Idee. Besonders viele seiner Landsleute verschlägt es bekanntermaßen wegen der TU in die Stadt.

Tatsächlich waren anfangs die meisten Kunden indische Studenten, so wie Chandini und Mirunalini, beide im Master an der TU. Sie kamen gleich am Folgetag der Eröffnung und sind seitdem treue Kundinnen - “wie die meisten unserer Freunde auch.” Singh meint, dass gerade die Inder nicht nur wegen der Produkte kommen, “Für viele ist es auch ein kleines Stück Heimat – manche fachsimpeln über Rezepte oder genießen es, einfach mal wieder Hindi sprechen zu können.”

Doch schon bald kamen auch deutsche Kunden. „In unserem Laden gibt es überhaupt kein Fleisch. Die indische Küche bietet unzählige vegetarische Gerichte – das passt auch zum Zeitgeist vieler Deutscher. Deswegen kommen häufig Vegetarier, bewusste Konsumenten oder einfach nur Neugierige, um neue Dinge kennen zu lernen und auszuprobieren.” Und so wird die Kundschaft des ersten indischen Ladens in Chemnitz langsam genau so vielfältig und bunt wie sein Inneres – (fast) ganz ohne Bollywood-Kitsch.

Text: Florian Franze Foto: Rico Scherf

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