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Johannes trinkt Bubble Tea

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Abgase, Dreck, Schweiß, Hitze, Motoren, Lärm - kein Grün, kein Schatten und kein Schutz vor den Gewalten der City in Sicht. Es ist Juni - und auch wenn sich dieser Monat bisher fast ausschließlich von seiner feucht-frischen Seite präsentierte, herrscht nun Trockenzeit.

„Nicht der beste Moment, um in der prallen Sonne auf den nächsten, zu dieser Zeit gut gefüllten Bus in Richtung Unibibliothek zu warten“, denke ich mir und nehme den letzten lauwarmen Schluck aus meiner Wasserflasche. Die Menschen, die ich mit meinen müden Augen wahrnehme, sind sichtlich gezeichnet von den Temperaturen. Ein Tag, dem man, wenn nicht Beine im Wasser baumelnd, ein schnelles Ende herbeiwünscht. Ein Tropfen trifft mich im Gesicht. Ein Tropfen? Als ich meine Augen etwas weiter öffne, erkenne ich deutlich den Absender des kleinen Erfrischungsspenders. Der Becher eines kühlen Getränks hatte an seiner Außenfläche Wasserperlen gebildet. Eine dieser bescherte mir, während das junge Pärchen damit vorbeischlenderte, eine kurze Phase der Erholung. Die Tropfenbildung hat irgendetwas mit der relativen Luftfeuchte zu tun, erinnere ich mich an eine Folge „Galileo“ oder „Wunderwelt Wissen“ zurück, merke aber schnell, dass mich das intensive Nachdenken in dieser Situation zu sehr fordert. Mein Blick klettert langsam den Becher hinauf, bis ich durch die beschlagene Schicht den Schriftzug „Bubble Tea“ erkenne. Vor einigen Jahren hatte ich diesen Begriff das erste Mal gehört, jedoch nie für möglich gehalten, dass es jenes Getränk in die Chemnitzer Innenstadt schaffen könnte - es ist viel zu bunt. Am Boden befinden sich, froschlaichgleich, die „Bubbles“, die dem Drink seinen Namen verleihen. Bei jeder Bewegung, die die Halter der Becher vollführen, habe ich Angst, dass eine der zukünftigen Kaulquappen über den Becherrand die Flucht ins Freie ergreifen könnte. Interessiert beschließe ich, einen Bus zu pausieren und meinen ausgedörrten Körper an dieser fernöstlichen Köstlichkeit zu erquicken. Soweit ich mich entsinne, gibt es das Szenegetränk in einem Geschäft direkt neben der beliebten Burgerbraterei an der Zentralhaltestelle. Dort angekommen, platzt mein Traum von der Erfrischung wie eine Bubble Tea Blase - die Filiale befindet sich im Umbau. Notdürftig verklebte Raufasertapetenstreifen mit der Aufschrift „Neueröffnung - Thai Curry - Eis Café“ zieren das gesamte Schaufenster. Ich drehe mich um, nehme auf einer der sterilen Metallbänke Platz und stelle Vermutungen an, wie gut der Thai-Curry-Eis-Bubble-Tea-Laden in Zukunft von den Chemnitzern angenommen werden könnte. Wie experimentierfreudig sind die Bewohner unserer Stadt? Während meiner Ist-Zustands-Analyse stelle ich fest, dass neben angesiedelten Bäckerketten, Fast-Food-Stationen und Bratwurstständen in diesem Bereich der Innenstadt bisher wenig Außergewöhnliches versucht wurde. Mettbrötchen, McDonalds-Tüten und Mohnkuchen mit Streuseln bestimmen noch immer das Bild auf den Straßen. Asiatische Mahlzeiten sind natürlich keine Weltneuheit und auch Eiscafés gibt es im Chemnitzer Stadtkern wie Sand in der Spinnerei. Von der Kombination dieser beiden grundverschiedenen Kulturkreise lasse ich mich jedoch gern überraschen. Insbesondere die Belüftungsproblematik, mit der sich Betreiber ähnlicher Imbisseinheiten unentwegt beschäftigen müssen, dürfte in dieser Konstellation noch bedeutender werden. Nachdem ich während dieser Überlegungen im Schatten des Kaufhof-Parkhauses wieder Normaltemperatur erreicht habe, erinnere ich mich an das Pärchen zurück. Waren sie Einbildung? Eine innerstädtische Fata Morgana? Oder gibt es noch eine andere, mir unbekannte Verkaufsstelle des bunten Erfrischungstees? Ich dränge mich an einer Gruppe Jugendlicher vorm McDonalds vorbei, bestelle eine Cola mit Eis und steige in den Bus. Bubble Tea à la Karl-Marx-Stadt.

Text: Johannes Richter, Foto: Maik Irmscher


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