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Johannes und der ehrliche Fußball

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Nachdem in diesem Jahr viele Anhänger und Sympathisanten deutscher „Traditionsvereine“ schweren Herzens den Bundesligaaufstieg der Rasenballer aus Leipzig miterleiden mussten, entbrannte wiederkehrend eine Diskussion über den Einfluss von wirtschaftlichen Faktoren und die Rolle von Groß- oder Hauptsponsoren im Fußball.

Aus diesem Grund begab ich mich auf die Suche nach den Wurzeln des Fußballs. In Chemnitzer Kreisklassen werden schwarze Lederschuhe vor dem Spiel noch selbst gefettet und auf den Sponsorenlisten der Teams findet man ausschließlich einen regionalen Bierhersteller und die Handwerkerbetriebe der Vereinskollegen. In Siegmar stattete ich dem ehrlichen Fußball einen Besuch ab. Samstag / 13:30 Uhr / Stadion an der Jagdschenkenstraße / Siegmar: Als ich am Fußballplatz ankomme, lässt sich nur dunkel erahnen, dass hier in einer halben Stunde der Anpfiff für ein Kreisligaspiel zwischen dem CSV Siegmar 2 und der Spielgemeinschaft Victoria Einsiedel 2 / Klaffenbach 2 ertönen wird. Die Spieler befinden sich vermutlich noch in den Kabinen, der Platzwart steckt die letzten Eckfahnen und die Zuschauer kommen, wenn überhaupt, erst kurz nach Beginn des Spiels. Ich betrete das Vereinsheim und ordere mir am Tresen standesgemäß Bockwurst und Bier. Hier rollt die Kugel bereits. Nicht nur, dass per Sky-Stream die aktuellen Zweitligaspiele der sächsischen Mannschaften live übertragen werden, auch die Kegler des CSV liefern sich ein packendes Duell mit Gästen aus Freiberg. Jedes Mal wenn dabei alle Neune das Gleichgewicht verlieren, wird applaudiert und ein Fangesang des Vereins angestimmt. Als ich das Lokal verlasse, befinden sich die beiden Fußballmannschaften bereits auf dem Platz und der Schiedsrichter pfeift die Teams an die Mittellinie, um gemeinsam den Platz zu betreten und die Zuschauer willkommen zu heißen, ich fühle mich geehrt. Nach Anpfiff der Partie wird schnell deutlich, was den Kreisklassenfußball charakterisiert. Es geht nicht um ästhetische Bewegungsabläufe oder die Kunst des Fußballspielens. Auf den Plätzen dieser Ligen dreht sich das Spiel um knackige Zweikämpfe und kompromisslose Grätschen. Selbst die Cristiano Ronaldos der Unterklassen spielen höherklassiger, da die Verletzungsgefahr für selbsternannte Dribbelkünstler in diesen Gefilden zu hoch ist. Ich fühle mich bestätigt, als die Spieler des Gästeteams ihren Libero wiederholt mit dem Spitznamen „Eisen“ rufen. Lange Bälle und Klärungsversuche werden vom gesamten Team lautstark gefeiert, halbwegs gerichtete Torschüsse bejubelt. Technischer Schnick-Schnack und Assistenten an der Seitenlinie wurden in dieser Liga eingespart, da die unüberhörbaren und eindeutigen Indikatoren für Foulspiele krachende Schienbeinschoner und das Geschrei der Teamkameraden sind. Der Schiedsrichter ist ohnehin zu stark damit beschäftigt, dem Spielverlauf im Rahmen seiner konditionellen Fähigkeiten beizuwohnen, als dass er sich zeitgleich noch auf Zeichen der Assistenten oder den Einsatz von Freistoßspray kümmern könnte. Ehrlich gesagt kommen ihm die Abseitsrufe der Zuschauer und gehobenen Hände der Abwehrkette bei seiner Entscheidungsfindung entgegen. Doch auch wenn das Spiel für Liebhaber des technisch versierten Fußballs womöglich nicht in die engere Auswahl geraten dürfte, begeistert mich die Hingabe für den Verein und die Leidensfähigkeit, die die Spieler und Beteiligten der Vereine aufbringen. Die Anzahl der Titel und gewonnenen Spiele sind Nebensache, selbstverständlich ist hingegen, dass man am nächsten Wochenende wieder auf dem Platz steht und seinen Teil beiträgt, die vertrauten Gesichter wiedersieht und sich Alltagsgeschichten erzählt. Für diese Erkenntnis braucht es keinen Spielstand.


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