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Klicken, bis es tot ist

TC surft gegen den Trend

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2012: Das ganze Soziale Netz ist von Facebook besetzt – das ganze Netz? Die lokale Uralt-Community Triff-Chemnitz.de scheint von allen up and downs unberührt.

Es wirkte fast wie ein letzter, verzweifelter Hilfeschrei als StudiVZ Anfang März seine User aufrief, Deutschlands schönstes Katzenbild zu posten. Zur Prämierung wird es nicht mehr kommen. Denn geht es nach den Hochrechnungen der Internetseite wannstirbtstudivz.de, so dürfte das Netzwerk beim Erscheinen dieses Artikels seine letzte Atemzüge tun. Die Anhand der Nutzerrückgänge gemachte Prognose geht davon aus, dass am 1. April um 19 Uhr der letzte Klick das Netzwerk erreicht.

Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen, als die Social-Networks Deutschland erreichten: 2005 gegründet ging das Unternehmen mit seinem Erfolg durch die Decke. Bereits zwei Jahre später konnten die Erfinder es für satte 85 Millionen Euro an den Holzbrinck Verlag verkaufen, dem auch Die Zeit gehört. Damals war Facebook in den Medien noch ein amerikanisches Studentennetzwerk. Welches wiederum schon im Jahr darauf Holzbrinck ein Kaufangebot für sein VZ unterbreitete. Der Verlag lehnte angesichts der rasant steigenden Mitgliederzahlen ab und verkannte die Dynamik des Netzes. Ende letzten Jahres sagte Holzbrink den beabsichtigten Verkauf der inzwischen rapide abbauenden VZ-Familie ab, weil kein Käufer ein akzeptables Angebot machte.

Die User indes tummeln sich bei Facebook. Dem quasi Monopolisten der Sozialnetze. Die VZs gesellen sich damit in eine Reihe von Glücklosen. Registriert sind meist zwar noch viele Nutzer, besuchen die Netzwerke aber nicht mehr. Auch Google+ kommt nicht in die Gänge. Durch seine Strukturen konnte Google zwar rasant Nutzerzahlen generieren, aber die Verweildauer ist eine Katastrophe. Mails checken, weiterziehen, heißt es da. Gekniffen war auch Rupert Murdoch, der 2005 das damals florierende MySpace für 580 Millionen US-Dollar kaufte und im vergangenen Jahr nach verheerenden Nutzerrückgängen für nur noch 35 Millionen $ losschlug. Die Deutsche Niederlassung ist inzwischen geschlossen.

Sich gegen die Großen zu behaupten, braucht ein Netzwerk schon einen eigenen Ansatz. triff-chemnitz.de hat sich diese im lokalen Kennenlernen geschaffen. 2003, und damit recht früh im Web-2.0-Zeitalter, als Projekt zwei er Studenten gestartet, konnten die Nutzerzahlen beständig steigen und da oben sind sie auch in den letzten Jahren geblieben. Über 70.000 aktive Mitglieder sind es derzeit. „Bislang“, sagt Geschäftsführer Jochen Rudolph „ konnten wir glücklicherweise keinen Rücklauf bei den Nutzern feststellen.“ Gründe dafür sieht er vor allem im regionalen Konzept, das auch die reale Welt einbindet. Da könne man auch schnell mal einen Kaffee mit jemandem trinken gehen, den man vorher gar nicht kannte. Damit das so bleibt, will das Portal weiter Neues entwickeln und damit bieten, was die VZ-Netzwerke lange verschlafen haben: Innovationen. Wie die bei triff-chemnitz.de aussehen werden, sei aber noch geheim. Mit Ideen und etwas Glück erlebt die Chemnitzer Community so vielleicht auch eines Tages wannstirbtfacebook.de.

Text [&] Foto: Michael Chlebusch

Erschienen im 371 Stadtmagazin 04/12

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