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Auch bei kultureller Nachnutzung gilt: Schule ist wichtig, macht aber nicht immer Spaß. Beim ambitionierten Umnutzungsprojekt der ehemaligen Karl-Liebknecht-Schule zu einem Band- und Künstlerhaus kommt nun der unlustige Faktor Geld ins Spiel.
Das war schon eine schöne Vision, die das Architekturbüro Speer Ende Januar zusammen mit der Oberbürgermeisterin präsentierte. Der Brühl voll Leben und Sinn. Ein bisschen davon liegt ja schon seit einigen Monaten in der Luft. Denn ganz ohne Pläne aus der Stadtverwaltung fassten drei Parteien ins Auge, die ehemalige Karl-Liebknecht-Schule zu beleben. Das Atomino (s. Seite 7), das Bandbüro und das Radio T. Inzwischen wachsen deren Nägeln Köpfe. Die Genehmigungsverfahren sind weitgehend abgeschlossen und die Räumlichkeiten verteilt. Das Bandbüro konnte dafür hauptsächlich Bands als Interessenten für Proberäume gewinnen, doch auch ein Tonstudio, Ateliers und das Kunst-Kombinat aus der Palmstraße sind Kandidaten für einen Einzug.
Was ein wenig sauer aufstößt, sind zum einen Aufwand und Kosten, die den Belebungswilligen entstehen. Zum anderen aber auch die Befristung des Projektes auf zunächst drei Jahre. Erstere fallen hauptsächlich für die Sanierung der Elektroinstallationen, der Heizungen und für Lärm- und Brandschutzauflagen an. Zwar gibt es eine Anschubfinanzierung, aber decken wird sie die Kosten wahrscheinlich nicht. Das und die Unsicherheiten bei den zu erwartenden Heizkosten trieben die Quadratmeterpreise, die das Bandbüro in seinen Räumen anbieten kann, auf 3,20 Euro. Davon, so Sören Gruner vom Bandbüro, wolle man lieber etwas zurückzahlen, statt Nebenkosten nachzufordern. Für Alexander Loerinczy, der mit der Chemnitzer Band Iguana aus dem B-Plan in die Schule ziehen wollte, ist das bedauerlicherweise zu viel. Die Band hatte gehofft, sich dort entwickeln zu können, aber das Geld, sagt er, muss man erstmal einspielen. Auch André Dettmann von Playfellow gibt zu, der Preis sei hart an der Grenze, aber er sieht im Haus ein ideelles Projekt, bei dem das Ganze mehr Wert ist als die Miete.
So sieht das auch Sören Gruner. Er will zukünftig ohne kommunale Zuschüsse auskommen und zeigen, dass (Sub-)Kultur auch ein Wirtschaftsfaktor für die Stadt sein kann. Erst einmal abwarten will Hilmar Haborn mit seinem Tonstudio Larox. Was die Kosten angeht, käme er wohl nicht günstiger als am aktuellen Standort, aber vor allem die Befristung lässt ihn zögern. Drei Jahre sind wenig, wenn Räume aus- und umgebaut werden müssen. Jörg Braune vom Radio T macht in dem Fall aus dem Chemnitzer Pessimismus eine Tugend. Drei Jahre wären wenig, aber er rechnet nicht damit, dass am Brühl in den nächsten zehn Jahren überhaupt etwas von den Plänen der Stadt in Erfüllung geht. So verwirklichen sich die Träume der OB vielleicht von anderer Seite als vermutet, ganz ohne teure Architekten.
Text: Michael Chlebusch Bild: Franziska Kurz
Erschienen im 371 Stadtmagazin 03/12