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Nina hat die Qual der Wahl

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„Der Weg zu Marschner´s immer lohnt, auch wenn man etwas weiter wohnt“

Dieses im Gastraum der Eisdiele hängende Motto hat es wirklich in sich. Ich befinde mich in dem Eiscafé, über das der Chemnitzer so viel Gutes erzählt. Es wird natürlich nicht über den Deppen-Apostroph im Lokalnamen gesprochen, sondern über das Eis. In dem Eisladen auf der Zwickauer Straße sieht alles aus wie aus den 90ern. Hässliche, dicke Stoffgardinen und schief hängende Bilderrahmen schmücken die Räume. Zwischen den gepolsterten Sitzecken schützen getönte Glasscheiben vor neugierigen Blicken der Menschen an den Nachbartischen. Das ist richtig so, ich will schließlich nicht, dass jeder weiß, welchen perversen Eisträumen ich mich hingebe. Die Eiskarte kann sich sehen lassen, darum fällt mir die Entscheidung auch wirklich schwer. Auf der einen Seite wegen der Vielfalt, auf der anderen Seite deshalb, weil ich abwägen muss, welcher peinliche Eisbecher-name mir halbwegs über die Lippen gehen könnte. „Fruchtgenuss“ und „Ananastraum“ sind noch die kleineren Übel. Beim Gedanken daran, nach der „Biene Maja“ zu verlangen, bekomme ich Ekelblasen am Mundrand. Wähle ich lieber die „Eispalette Picasso“ oder den „Eiszwerg“? Denkt die Bedienung dann, dass etwas mit mir nicht stimmt? Dann muss ich plötzlich laut lachen. Der Eisbecher „Smoke on the Water“ arbeitet mit Trockeneis. Zwischen den bunten Eiskugeln steigt aus dem Becher geheimnisvoller Dampf auf. Gefährlich. Die Service-Dame kommt schon zum zweiten Mal an meinen Tisch, entscheiden kann ich mich immer noch nicht. Langsam rinnt mir der Schweiß von der Stirn, ich stehe unter enormem Druck. Beim Eispokal „Fontäne“ wird eine Art China-Böller ins Eis gesteckt. Da würden die anderen Gäste aber komisch aus der Wäsche schauen, wenn an meinem Tisch ein Feuerwerk stattfinden würde. „Tartufo Coco Choco“ - den Namen kann ich einfach nicht aussprechen. Leise flüsternd übe ich diesen Zungenbrecher und versage. Was zur Hölle ist bitte „Marschner´s Lumumba“? Namensgeber dieses Eisbechers scheint der kongolesische Politiker und Freiheitskämpfer Patrice Lumumba zu sein. Man muss dazu sagen, dass es sich hier um eine Trinkschokolade handelt. Da sitze ich nun und habe die Qual der Wahl. Freunde berichteten mir vorher, dass es im „Marschner´s“ verrückte Kugeln wie Kola-Wodka, Gin Tonic oder Mojito gäbe. Die Auswahl an Eissorten ist demnach genauso beeindruckend wie die der Becher. Ich bestelle mir stotternd den „Smoke on the Water“. So sitze ich nun im Dunst des Trockeneises und fühle mich wie ein Gangster, der auf seinen Dealer wartet, während er vorzügliches Eis verspeist. Als ich das Eiscafé mit vollem Bauch verlasse, gehe ich direkt zum nächsten Tätowierer und lasse mir den oben genannten Spruch in flammenden Großbuchstaben in mein Dekolleté stechen.


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