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Psychedelische Taschentuchmusik

Miss Swallow and Me veröffentlichen erste EP

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Das ausverkaufte Weltecho an einem regnerischen Samstag im Januar zeigte es mal wieder: Die Chemnitzer Musikszene ist immer für eine Überraschung gut. Grund für den Andrang war die Releaseparty zur ersten EP von „Miss Swallow and Me“.

Junge Frauen, die melancholische Gitarrenmusik machen, gibt es zuhauf. Beobachtet man aber das Publikum an diesem Abend genauer, zeigt sich, dass hinter „Miss Swallow and Me“ mehr steckt, als nur ein weiteres Songwriter/Folk-Duo.

„Ja, das klingt immer so platt, wir bräuchten eine tollere Bezeichnung, minimalistisch psychedelische Taschentuchmusik vielleicht“, scherzt Gitarristin Linda Schwalbe. Zumindest das letzte ist an diesem Abend nicht so weit hergeholt, wie einige feuchte Augenpaare beweisen. Dieser Effekt kann durchaus als Gradmesser für die Qualität des Auftritts gesehen werden. „Irgendwer heult immer, daran merkt man dann, ob ein Konzert gut war“, so Stephanie Mittelbach, die hauptsächlich die Klavierklänge beisteuert. Daneben erklingen an diesem Abend noch Melodica, ein Kinderxylophon und verschiedene Akkordeons; alles mit dem Charme des Intimen, Reduzierten, in dem die Pausen genauso wichtig sind wie das Drumherum.

Auch lyrisch steht das Intime im Vordergrund. „Seelenstriptease, also Dinge, die uns bewegen, aber auch Begegnungen mit Menschen und hinterfragende Geschichten“, fasst Linda die Texte knapp zusammen. Dass man, wie zuletzt bei Kraftklub zu hören, als Chemnitzer Band nicht ohne einen Song über die Heimat auskommt, wissen auch „Miss Swallow and Me“. Melancholischer, aber nicht weniger provokant singen sie in ihrem Chemnitz-Lied ein Hoch auf den Frieden, die Ruhe, Regelkonformität und das aussterbende Lebensgefühl. Letztlich soll das als Anstoß dienen, sich selbst über seine eigene Rolle bewusst zu werden, wie Stephanie ausführt: „Wir müssen uns selber zur Verantwortung ziehen, nicht immer nur meckern, selber aktiv werden und unsere Kreativität einbringen“.

Ihre gemeinsame musikalische Kreativität entdeckten die beiden sehr schnell, als sie sich 2008 kennenlernten. Zusammen mit Freunden besserten sie 2009 in Frankreich ihre Urlaubskasse durch Straßenmusik auf. 2010 trampten sie dann zu zweit mit dem gleichen Rezept durch Skandinavien. Spielten sie bis dahin nur Cover, war die Zeit jetzt reif für eigene Lieder. Eine Einladung zum Taraxacum-Festival im Zschopau-Tal war schließlich der Anlass, das eigene Material auf seine Bühnenfestigkeit zu prüfen.

Wer seine eigene Tränenfestigkeit zu „Miss Swallow and Me“ prüfen will, hat am 28. Februar im Chemnitzer Club der Kulturen die nächste Gelegenheit dazu. Die aktuelle EP gibt es über MissSwallowAndMe@web.de.

Text [&] Foto: Steffen Nowak[nbsp]

Erschienen im 371 Stadtmagazin 02/12

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