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Herr Kummer gibt Antwort
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Lieber Herr Kummer, der Chemnitzer IT-Millionär (Zitat BILD) Lars Fassmann will den Miniaturpark Klein-Erzgebirge in Oederan übernehmen. Sicher winkt hier eine interessante Rendite, sonst machen Millionäre ja so etwas nicht. Sind Miniaturparks vielleicht ein Hidden Unicorn, ein Investment mit großer Zukunft? Haben sie Investerfahrung in dieser Richtung?
Vielen Dank für ihre Frage. Wenn Sie keine Lust haben, ihr sauer verdientes Geld in Aktien-Depots oder Immobilien zu stecken, kann ich Ihnen nur den Aufbau einer Kunstsammlung empfehlen. Ich persönlich habe gute Erfahrungen mit diesem Investment gemacht. Auf dem Kunstmarkt kann man zu Anfang mit geringen Summen operieren und eine kontinuierliche Wertsteigerung der von Ihnen erworbenen Objekte ist garantiert. Was aber machen die Geldsäcke und Magnaten, die Stinkreichen und richtig Gutbetuchten?
Elon Musk erwirbt das gesamte Brandenburger Grundwasser und lässt Elektro-Flitzer bauen. Twitter kauft er auch noch, um endlich eine private Quasselbude zu besitzen. Herr Musk möchte außerdem eine Kolonie auf dem Mars errichten. Die superreichen Richard Branson und Jeff Bezos elektrisieren solche Nachrichten und so zwängen sie sich in blaue Baby-Strampler, besteigen ein Raumschiff und verbrennen mal eben eine ganze Jahresproduktion russischen Raketentreibstoffs, um vor ihrem Konkurrenten das All zu erobern. Hier geht es nicht um ein bisschen Geldverdienen. Leuten, die bereits alles besitzen, geht es um Ruhm, globale Aufmerksamkeit und prachtvollen Egoismus. Eine Etage tiefer, bei den nicht ganz so Reichen, werden von Limonaden-Herstellern und Software-Unternehmern Fußballclubs aus dem Boden gestampft. Vermögende Männer, wie der Mediziner und Unternehmer Winfried Stöcker, kaufen sich einen Flughafen, ein historisches Warenhaus und entwickeln nebenbei, leider ohne EU-Zulassung, einen Corona-Impfstoff. Echte Männer, Legenden, Tatmenschen und mächtige Visionäre!
Unser Millionär, der Facebook-Influencer und IT-Unternehmer Lars Fassmann, laut Chemnitzer Morgenpost „der König vom Chemnitzer Sonnenberg“, scheint hingegen kleinere Brötchen zu backen. Er möchte den Miniaturpark „Klein-Erzgebirge“ erwerben. Hier gibt es erzgebirgische Sehenswürdigkeiten zu bestaunen, die handgeschnitzt en miniature nachgebaut wurden. Der Besucherandrang ließ in den letzten Jahren merklich nach und die Erzgebirgs-Miniaturschau befindet sich leider im Insolvenzverfahren. Ein Investor wurde gesucht, aber ein kleines Kalkwerk Lengefeld, der geschrumpfte Frohnauer Hammer - nennt man so etwas Hidden Unicorn? Dann investiere ich doch lieber bei der Telekom oder Wirecard.
Vielleicht geht es dem König vom Chemnitzer Sonnenberg bei seinem Kaufinteresse aber gar nicht um die verstaubt putzige Mini-Erzgebirgswelt. Vielleicht hat der Mann etwas ganz anderes vor. Zum Miniaturpark gehört nämlich auch das Gasthaus am Klein-Erzgebirge. Eine Gaststuben-Kette von Chemnitz bis Oederan deutet sich an. Solide bürgerliche Hausmannskost im heimischen Lokomov und Augusto, dem Lehngericht Augustusburg und in naher Zukunft im „Haus am Klein-Erzgebirge“. Ein gastronomisches Welt-Imperium beginnt zu wachsen. Damit stößt Herr Fassmann natürlich noch längst nicht in die Welten der Superreichen vor, aber ein kleiner, bodenständiger, und in seiner anfänglichen Bescheidenheit so typisch Chemnitzer, Anfang ist gemacht.