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Teil 3: Klaus Gregor Eichhorn

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Chemnitz als Sächsisches Manchester? Chemnitz als Sächsisches Seattle? Chemnitz und seine Vergleiche. Aber Chemnitz als Sächsisches Hollywood? Das ist nun doch endgültig übertrieben, oder? Natürlich. Aber eigentlich auch nicht, denn von der Chemnitzer Filmwerkstatt gab es in den letzten Jahren einiges zu sehen. Also Zeit und Grund genug im 371 einige der Personen hinter den Filmen einmal genauer zu beleuchten. Maz ab:

Doppelleben erfordern ein gewisses Maß an Energie und Zeitaufwand. Schließlich gilt es sich zu positionieren und scheinbar lose Fäden zu einer passablen Einheit zusammenzufügen. Eigentlich ein gefundener Job für Gregor Eichhorn, Medizinstudent im fünften Jahr und gleichzeitig passionierten Filmemacher.

„Das stimmt schon“, gibt Gregor Eichhorn zu: „In meinen Studium habe ich sehr schnell gelernt, dass man oft vor der Aufgabe steht, konkrete Entscheidungen zu treffen, auch wenn man sich über die Konsequenzen dieser Entscheidungen nicht ganz im Klaren ist. Dies gilt nicht nur für die Interpretation von Krankheitssymptomen oder die Richtung und Aussage eines Filmes, sondern auch für ganz alltägliche Belange.“ Ist etwas nicht konkret zu fassen, dann soll für Gregor Eichhorn zumindest der Versuch klar nachvollziehbar sein. Dementsprechend müssen für den 27jährigen Filme in ihrer Aussage nicht unkonkret bleiben, um authentische Kunst zu sein.

Genauso wenig glaubt er, dass man sich zu 100 Prozent der Kunst verschreiben muss, um als authentischer Künstler wahrgenommen zu werden. Authenzität ist hier ein zu enges Korsett. Scheinbar interessiert ihn eher das Aufdecken verschiedener Sichtweisen, die für sich genommen wohl einzigartig sind, aber nie eine umfassende Sichtweise zu repräsentieren vermögen. So war es wohl auch dieser Konflikt zwischen Selbstbestimmung und Bestimmt-Werden, der Gregor Eichhorn 2003 dazu veranlasste, ein Drehbuch- und Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg abzubrechen. „Es ist nicht so gewesen, dass es an der Akademie eine klare Zensur gab, doch irgendwann entstand bei vielen meiner Mitstudenten eine Zensur im Kopf: `Darf ich das schreiben, geht das durch, damit es auch finanziert wird.´ Ich wollte aber Filme drehen, um aussagen zu können, was mir vorschwebte und nicht lernen, auf einen Markt hin zu produzieren“, erklärt er. Dieser Intention folgend sind bis heute vier Kurzfilme entstanden, die immer wieder den Bezug von Menschen zu sich selbst, zu anderen Menschen und zur Welt behandeln.

Sei es in „Die Prüfung“, wo die Frage nach der Jugend als Anlageobjekt des Staates, in „Norway Today“, wo die Frage um Selbstmord oder „Hunger“, wo die Frage nach den Ursachen von Bulimie in das Blickfeld gerückt werden. Am treffendsten ist ihm die Umsetzung seines Ansatzes wohl in seinem letzten Film „Stimmen“ gelungen. Und so erweitert Gregor Eichhorn die sowieso schon breite Palette der Chemnitzer Filmwerkstatt um eine ganz eigene, sehr sehenswerte Celluloidnuance.

Text: chezz Foto: privat

Erschienen im 371 Stadtmagazin 02/09

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