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Lehnen wir uns einmal weit aus dem Fenster und behaupten, dass bis heute nur ein kleiner Teil der Chemnitzer Bürger:innen faire Mode konsumiert. Dies hängt vielleicht mit einer Gleichgültigkeit, intensiven Preisen aber auch einer Unkenntnis zusammen. Deshalb hat sich Anna Lanfermann ihre selbstgestrickte Mütze aufgesetzt und zeigt euch in dieser Stadtführung die Welt der Fairen Mode in Chemnitz.
Wer fair produzierte Mode kaufen möchte, findet in Chemnitz eine bunte Auswahl. Da die Läden zum Teil versteckt liegen, nehmen wir dich mit auf eine Entdeckungstour. Doch bevor wir starten geben wir nochmal kurz Input zu den Gründen für den Kauf fairer Bekleidung: Die Schattenseiten der Bekleidungsindustrie von Einstürzenden oder brennenden Fabriken über schlechte Arbeitsbedingungen bis hin zum Biodiversitätsverlust sind seit Jahrzehnten bekannt. Bislang gibt es dazu kaum gesetzliche Regelungen mit Durchschlagskraft. In Deutschland gibt es ein Lieferkettengesetz, das die Verantwortung der Marken entlang der Produktionskette regelt. Das steht aber als unzureichend in der Kritik, weswegen Aktivist:innen ihre Arbeit jetzt auf den europäischen Gesetzentwurf fokussieren. Aktuell geben deswegen nur Siegel eine gewisse Sicherheit, dass ein Kleidungsstück fair oder nach ökologischen Standards produziert wurde. Beispiel sind der Grünen Knopf, Fairtrade, Fairwear oder GOTS. Alle haben etwas andere Regeln. Grob: Es geht um Beschwerdemechanismen, Existenzsichernde Löhne, Arbeitsschutz oder die Vermeidung von Kinderarbeit. Andere Siegel setzen eher auf den Umweltschutz. Es ist schwierig, den Überblick zu behalten, welches Siegel wofür steht. Diese Arbeit kann dir der Fachhandel abnehmen.
Nun aber starten unsere Tour mit dem Weltladen am Johannisplatz. Bei den Pionieren des fairen Handels gibt es längst nicht mehr nur Schokolade und Kaffee: Neben wohnlichen Heimtextilien gibt es eine feine Auswahl an T-Shirts, Pullovern, Socken und kuscheligen Winteraccessoires. Dabei kannst du dir auf jeden Fall sicher sein, dass entlang der gesamten Produktionskette die strengen Regeln der Weltläden geprüft werden. Der Weltladen ist außerdem ein guter Startpunkt, da es die Fachstelle für fairen Handel ist. Wenn du wirklich tief ins Thema einsteigen möchtest, findest du hier zum Beispiel Broschüren, die dir die Vielfalt der Siegel erklären. Wenige Gehminuten entfernt wartet das Haydn in der Webergasse mit Mode von regionalen Produzent:innen. Die Konfektion (zu Gutdeutsch: Das Schneiden und Nähen) findet in Deutschland oder den Niederlanden statt. Hier wird auch mal zum Maßband gegriffen, um Kleidungsstücke individuell schneidern zu lassen. Die Stücke sollen später nicht nur passen, sondern auch zeitlos sein und so möglichst lange getragen werden.
Am Rand der Innenstadt liegt Kult-Design-Unikate. Angefangen hat der Laden vor 15 Jahren mit kleinen Labels, die per se auch fair produzierten. Im Laufe der Jahre hat KDU seine Lieferanten um bekannte Label aus der Fair-Fashion-Branche erweitert und ist heute eines der lokalen Fachgeschäfte für faire Mode, sagt Inhaberin Tatjana Schieck. In letzter Zeit interessieren sich immer mehr Menschen für die Geschichten hinter der Kleidung, insbesondere mehr junge Menschen. Weiter geht es auf dem Kaßberg. In der Walter-Oertel-Straße hat das riinstok seinen Platz gefunden. Neben öko-fairen Modemarken für Damen und Herren findest du in dem hellen Ladengeschäft Naturkosmetik und allerlei Schönes für dein Zuhause. Schon seit langem eine Adresse für faire Kleidung ist auch Liese-Lottes Naturmode in der Schiersandstraße. Angefangen hatte Liese-Lotte als reiner Versandhandel; inzwischen gibt es seit etlichen Jahren auch das Ladengeschäft, zu dem sich gerade für Damen- und Kinderbekleidung der Weg lohnt. Mit einem großen Sprung geht es zum Brühl. Hier verkaufen mehrere (Sieb-)Druckereien ihre Ware. Das Prinzip ist eigentlich bei allen Läden das gleiche: Sie kaufen öko-fair produzierte Shirts, Pullover oder Beutel ein und veredeln sie mit eigenen Prints. Im Spangel Tangel werden neben Kleidung auch Untersetzer, Schnürsenkel und Postkarten mit eigenen Motiven versehen. Die sind mal sportlich, mal naturverbunden und mal mit Chemnitzer Motiven. Nur wenige Meter weiter sticht Karlskopf durch sein namensgebendes Motiv hervor: Den Nischel gibt es mit Variationen für jeden Anlass, sei es im Sommer mit Sonnenbrille oder im Winter mit Pudelmützel. Passend zu Halloween gibt es den Marxkopf auch als Gruselkarl. Am Ende des Brühls befindet sich im Café Dreamers ein Regal mit Shirts von Outark. Das kleine Label, dessen Drucke von einem bekannten Stadtmagazin als „ikonisch“ bezeichnet wurden, produziert Shirts sowohl mit politischen Botschaften als auch mit künstlerischen Spielereien.
Damit sind wir am Ende unserer sicher nicht vollständigen Führung durch die Chemnitzer faire Mode. Für nachhaltigen Modekonsum kannst du natürlich bei verschiedenen Gelegenheiten Second Hand kaufen, tauschen oder verschenken. Für nachhaltigen Konsum in Chemnitz empfiehlt sich auch ein Bild auf die Online-Karte „Chemnitz City Guide für nachhaltigen Konsum“.
Text: Anna Lanfermann