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Irgendwo zwischen Gin und Erich Kästner

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Drei Konzerte, bald zwei EPs und ein 371-Interview – bei den vier Bandmitglieder:innen von Anton & The Dots ist in den letzten Monaten ziemlich viel passiert. Bei ihrem Konzert im Weltecho Ende Dezember hat sich Redakteurin Ottilie Wied zu einem Gin einladen lassen und nach den Klängen auch den Worten der Band gelauscht.

Anton & The Dots bringen mit ihrer Musik die Klänge des britischen Rocks der 90er auf eine ganz einzigartige Weise zurück in die Gegenwart. In der schnelllebigen Welt zwischen Streaming und immer kürzer werdenden Songs, wirkt diese authentische Analogheit entschleunigend und durch die Texte schmerzlindernd zugleich. Besingt werden klassische Themen, wie Herzschmerz, Verlust oder Eifersucht. Dies geschieht auf eine so wortgewandte Weise, dass selbst Erich Kästner den Hut ziehen würde.

Broken Hearts Ballet ist ein Liederzyklus, welche eine Handvoll Emotionen für andere nahbar machen soll. Den ehrlichen und persönlichen Charakter verdanken die Titel ihren zutiefst intrinsisch entstandenen Texten. Gepaart mit den knackigen Gitarrenparts, dem wohltragenden Schlagzeugspiel sowie den laidback Baselines bahnen sich die Songs ihren Weg direkt in die emotionale Aufnahmeinstanz der Hörenden. Beispielhaft wird dies durch den Titel “The Rose” deutlich, der den ewigen Verlust einer Rose der rötesten Art metaphorisch zeichnet.

“I picked a rose of the reddest kind

And I watered it with tears

It really was the sweetest find

I think it′s been about a year”

Die vier Menschen hinter Anton & The Dots sind Anton, Emily, Leo und Poldi. Mehrere Jahre lang schrieb Anton leidenschaftlich Songs im Alleingang, sehnte sich jedoch lange Zeit nach einer Band. Während der anfänglichen Lockdown-Situation 2020 schlossen er sich und einige andere musikalische Mitmenschen, unter anderem Emily, in das Tonstudio seines Vaters ein – es entstand eine EP, welche nie veröffentlicht wurde, dessen Früchte jedoch der erste und zweite, noch unveröffentlichte Akt des Broken Hearts Ballet trägt. Durch ein sehr harmonisches Zusammenspiel bei der Hochzeit eines Freundes von Anton wurde der Drummer Leo der Dritte im Bunde. Diesen gibt es musikalisch jedoch nicht ohne seinen Gitarre und Bass spielenden besten Freund Poldi. Die beiden sind quasi wie Gin & Tonic, wie AC & DC, wie Pünktchen & Anton. Gerade in Chemnitzer Musikkreisen sind Leo und Poldi bekannte Gesichter. Im Rahmen ihrer früheren Metallband Mallow oder zusammen mit dem Rapper Big Buddha standen sie schon auf zahlreichen Bühnen der Stadt.

Innerhalb der Stadt sehen die gebürtigen Chemnitzer Poldi und Leo die Notwendigkeit, mehr an einem Strang zu ziehen.„Insbesondere Clubs und Bars sollten besser gefördert werden, damit diese die nächsten ein bis zwei Jahre kein wirtschaftliches Risiko eingehen“, so Leo. Gerade nach der postcoronalen Trägheit, die sich durch alle Teile der Gesellschaft zieht, sollten Veranstaltungen oder allgemein das Treffen von Menschen für alle attraktiv sein. „Daher ist es vor allem die falsche Idee, im Bereich Kultur- sowie Kinder- und Jugendförderung zu sparen“, ergänzt Poldi mit Bezug auf die vor einigen Monaten geplanten Geldkürzungen der Stadt Chemnitz im Kultur-, Kinder- und Jugendbereich.

Apropos Kinder und Jugend: Der ein oder anderen Person dürfte die literarische Anspielung an Kästners „Pünktchen und Anton“ beim Namen der Band aufgefallen sein. Die Entscheidung für diesen Namen entstand weniger aus einer früh geprägten Erich-Kästner-Obsession, sondern vielmehr aus der schlauen Überlegung einer Band-Freundin, welche die eigentliche Urheberin des Bandnamens ist. „Wir fanden den Namen süß, wir mögen, dass es diese Anspielung gibt und er stellt dar, was wir sind, ein Songwriter und eine Band“, so Anton. Viel wichtiger ist den Vieren jedoch, dass sie nicht unter einem kästnerischen Deckmantel Musik machen, denn sie haben den Anspruch, den Namen Anton & The Dots zu shapen, anstatt sich von ihm shapen zu lassen.

Aktuell nehmen sich die vier Musiker*innen bewusst viel Zeit für ihre akustischen Belange.

„Die Band hat für mich eine neue Art und Weise zu funktionieren, sie ist sehr im Moment“, so Bandmitglied Poldi. Es geht weniger darum, alles bis ins kleinste Detail zu planen, sondern eher zu schauen, welche kleinen Steps sich in naher Zukunft ergeben. Ein solcher Schritt ist aktuell das Finalisieren und Veröffentlichen des zweiten Akts von Broken Hearts Ballet. Wo die Reise langfristig hingeht, wird Aton & The Dots typischerweise einfach der Moment zeigen, die zweite EP ist aber bestimmt just an eyeclosure away.

Mallow:
https://www.371stadtmagazin.de/magazin/magazin-alle-artikel/eine-musikalische-heldengeschichte/ (Nov 2020)

Text: Ottilie Wied | Foto: Oliver Göhler

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