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Kathi kampelt

Playfight in Chemnitz

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Jeden Monat treffen sich Menschen zum gegenseitigen Schubsen, Rangeln, Raufen und Lachen. Gierig nach Kindsein und mit der Lust, jemanden zu schlagen, habe ich mich in die Menge geworfen und den Play Fight für mich entdeckt.

Zunächst ist das natürlich komisch, auf Verabredung hin die Distanz zu Fremden zu überwinden. Aber Sarah Krieger, die den Play Fight in Chemnitz wiederbelebte und die Veranstaltung leitet, weiß, wie man anfängliche Hemmungen los wird: Mit Schaumstoff-Knüppeln durften wir uns gegenseitig verdreschen. Das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen und schlug allen ohne Skrupel erst mal auf den Hintern. Da war das Eis gebrochen. Ohne Schaumstoff-Nudel und peinliches Berührtsein heftete ich mich an meinen Kampfpartner. Kein einfacher Gegner, fast zwei Köpfen größer und 40 kg schwerer als meine Winzigkeit, doch beim Play Fight geht es sowieso nicht ums Gewinnen: Ich habe es genossen, mich an einem Bein über den Boden schleifen zu lassen, aber auch, jemanden mal so richtig zu schubsen.

Der sogenannte spielerische Kampf hat keine festen Regeln. Jedoch musste ich alle Angriffe, die meinen Gegner verletzten könnten, mit ihm besprechen: Einfach so beißen oder ins Gesicht schlagen ist also nicht drin. Sorry für alle, die gedacht haben, dass in Chemnitzer Kellern ein Fight Club gegründet wurde. Wir kämpften und warfen uns gegenseitig zu Boden – nebenbei lachte ich mich außer Puste. Der Kampf war zu Ende, wann wir das wollten (oder wenn die Ausdauer einen im Stich ließ). Wir haben auch keine Punkte für den Schwitzkasten und andere Tricks vergeben. Sarah erklärte mir, was sie am Play Fight besonders mag: „Es müssen keine Leistungen erbracht werden, wie zum Beispiel beim Judo“. Innerlich habe ich mich trotzdem als Siegerin gefühlt. Ich konnte mich von dem Zwang, mich meines Alters entsprechend zu verhalten, lösen und hatte dabei unglaublich viel Spaß – und Atemprobleme von der Toberei. Unter der Anleitung von Psychologie-Studentin Sarah lernte ich mit körperlichen Grenzen entspannter umzugehen und mich, gerade als Frau, kraftvoll zu fühlen.

Für den nächsten Play Fight wünsche ich mir meinen Bruder als Gegner. Dem habe ich im Kindesalter mal in die Hand gebissen. Ich glaube, er hat mir das nie verziehen. Vielleicht können wir das beim Play Fight aufarbeiten und ad acta legen.

Jeden 3. Donnerstag im Monat um 18 Uhr findet der Rauftreff statt. Eine Anmeldung ist dafür nicht nötig. Weitere Infos unter www.playfightchemnitz.com

Text [&] Foto: Kathi Hübner

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