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Warum heißt es eigentlich Funsport? Vielleicht weil richtiger Sport nicht so viel Spaß machen darf. Was den Bau eines Roll- und Funsportzentrum in Chemnitz angeht, durfte die Szene Mitte Oktober allerdings erstmal einen Schritt weg vom Fun machen. Jetzt geht's um Geld.
Der Konkordiapark ist beliebter Treffpunkt für Skater, Biker, Parkouristen. Wenn aber nicht gerade Sommer ist, bleibt nur die Druckbude mit ihren 650 m² an der Schönherrfabrik. Die ist marode und klein. Da sich besagte Sportarten aber zunehmender Beliebtheit und Professionalisierung erfreuen, entstand in den letzten Jahren in Chemnitz die Idee einer Halle, die dem Rechnung trägt - wir berichteten erstmals im März 2018.
Inzwischen wurde die Idee konkret und hat es am 13. Oktober als Beschluss durch den Stadtrat geschafft. Darin wird die Stadtverwaltung beauftragt, ein Interessenbekundungsverfahren durchzuführen, um eine Halle mit 4.500 m² Nutzfläche zu bauen für BMX, Inline, Mountainbike, Parkour, Scooter, Skateboard und den Rollstuhlsport WCMX. Erste grobe Schätzung der Kosten: 10 Millionen Euro. Interessenbekundungsverfahren meint dabei, einen privaten Anbieter zu finden, der das nach den Vorstellungen der Stadt so umsetzt. Denn eigenes Geld kann und möchte die Stadt zum Bau nicht zuschießen, stattdessen setzt sie darauf, dass ein Investor die Halle am Ende entweder selbst betreibt - gegebenenfalls unter Zuschüssen der Stadt, damit die Eintritte moderat bleiben - oder, dass die Stadt die Halle vom Investor mieten kann.
Letzteres wäre auf lange Sicht natürlich der teure Schritt, bei dem die Kosten am Ende einen Eigenbau übersteigen, es muss ja Rendite für das Investment abfallen. In der Berichterstattung zum Thema klang es auch ein bisschen so, als hoffe man im Rathaus, dass Red Bull da ordentlich Sponsorengeld zuschießt. Nun klingt so eine Red-Bull-Roll-Arena gar nicht mal so unrealistisch, immerhin wäre die Anlage in Deutschland einmalig. Vergleichbares gibt es nur im österreichischen Innsbruck und in Winterthur in der Schweiz, die beide übrigens im Vorfeld des Beschlusses von Chemnitzer Delegationen besucht wurden.
Dabei stellte sich auch ein ganz unterschiedlicher Endpreis für Nutzer*innen heraus: 3,50 Euro gegenüber 20 Euro. Ein kleiner Preis würde dem integrativen Szenesport natürlich viel besser zu Gesicht stehen, schließt aber die Variante mit dem Eigenbetrieb durch die Privatwirtschaft quasi aus, wenn die öffentliche Hand nicht ordentlich subventioniert. Bei 20 Euro pro Nutzung käme man schon eher da hin, sofern sich die 12.000 Nutzungen, die die Druckbude laut Stadtratsbeschluss pro Jahr hat, linear auf die neue Fläche hochrechnet und die auch wirklich alle kommen und so viel zahlen wollen. Um diese Möglichkeiten auszuloten und offene Fragen zu stellen, wird bis Ende des Jahres die Markterkundung und im nächsten Jahr die Ausschreibung durchgeführt. Dazu könnte sich die aktuelle Investitionsfreude auf dem Immobilienmarkt günstig auswirken.
Alexander Beck, einer der Köpfe hinter der Initiative zum Roll- und Funsportzentrum und Betreuer der Druckbude, freut sich derweil, dass der Prozess nun weiter geht. Ihm wäre natürlich lieber gewesen, die Stadt baut selbst, auch weil hier die Szene mehr Möglichkeiten zur Mitsprache gehabt hätte, aber er ist optimistisch, dass sich ein Anbieter in der Ausschreibung findet. Bedarf sieht er auf jeden Fall. Abgesehen vom baulichen Zustand der Druckbude, wird auch das Platzangebot immer prekärer – Einlassstopps inklusive. Der Trend zeige mehr und mehr Sportler*innen, die nachkommen und der letzte Sommer sei quasi eine Hauptsaison gewesen, die er so nur vom Winter kennt. Wenn alles gut läuft, gibt es bis 2025 einen Platz für alle, dann wieder mit Fun ganz groß vorne drangeschrieben.
Text: Michael Chlebusch Bild: SOA Architekten (soa-architekten.de/portfolio/rfsz/)