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Tanzen ganz pur

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Es heißt: Herausragende Tänzer sind nicht groß, weil sie die Technik beherrschen, sondern weil sie mit Leidenschaft dabei sind. Der Satz stammt nicht von den Gründern von Chemnitz’ neuen Tanz-Spot “Room” - könnte es aber. Denn die Jungs und Mädels des Tanzstudios stehen für echtes, pures Tanzen jenseits von starren Konventionen.

Es gibt sie: Eine lokale Breaking- und Hip Hop-Szene. Und diese muss sich im nationalen oder gar internationalen Vergleich nicht verstecken. “Tanzen ist gerade in Sachsen ein riesiges Thema”, wissen David Neubert (26) und Duc Le (25). Die beiden Freunde sind zwei der Gründerväter von “Room - Hip Hop Spot”, eine Art Tanzstudio, Trainingsspot, sowie Treff für Akteure und Freunde der Subkultur.

Begonnen hat die Leidenschaft der beiden Hip Hop-Tänzer wie bei so vielen anderen Chemnitzern in der Tanzschule Köhler-Schimmel. “Damals ganz klassisch im Kurs”, erinnert sich David zurück. Über verschiedene Gruppen hinweg kamen David und Duc dann mit den Tänzern:innen von “X.o. Crew” in Kontakt, wodurch die beiden zu den Trainingseinheiten im Kraftwerk e.V. gelangten und sich immer mehr mit der städtischen Breaking-Szene identifizierten. “Das ist auch das besondere an uns: Wir kennen uns seit Ewigkeiten, sind Freunde mit der Liebe für dieselbe Sache. Wir tanzten, lernten und reisten zusammen. Das nun schon seit 15 Jahren”, erklärt Duc.

Geprobt wurde einst überall in der City: Auf Parkhausdächern, in Seitenstraßen oder auf Sportplätzen. Einen festen Trainingsspot gab es nicht - ganz so wie bei den US-amerikanischen Gründungsvätern der Subkultur. Denn Breaking ist eine ursprünglich auf der Straße getanzte Stilrichtung, die in den 70er Jahren als Teil der New Yorker Hip-Hop-Bewegung in Manhattan und der Bronx entstanden ist. “Room” soll den Chemnitzer Tänzern nun eine feste Base werden, wo selbst trainiert und gelehrt werden kann.

Nachdem die Jungs ihre Idee jahrelang mit sich herumgetragen und teils die Grenzen von Chemnitz verlassen haben, wurde der Traum vom eigenen Headquarter vor zwei Monaten Realität. Duc kehrte seiner Wahl-Heimat Berlin dafür sogar den Rücken. “Daran sieht man, wie sehr unser Herz für ‘Room’ schlägt”, schmunzelt der Tänzer. Im Reitbahnviertel auf der Bernsdorfer Straße 5a geben neben David und Duc sechs andere Lehrer:innen ihr Wissen an Groß und Klein weiter. Was alle neben der gemeinsamen Vergangenheit in der Chemnitzer Tanzszene eint ist, dass sie Autodidakten sind. “Das macht uns aus und entspricht dem Ursprungsgedanken von Hip Hop”, so David. “Diesen Spirit wollen wir auch unbedingt im ‘Room’ erhalten und grenzen uns damit klar von herkömmlichen Tanzschulen ab.” Duc ergänzt: “In der Szene gilt: Each one, teach one - also einer lernt von den anderen. Und darum geht es auch in unseren Kursen. Das ist echtes, pures Tanzen.” Raum dafür gibt es neben den umfangreichen Kursangeboten unter anderem in der “Open Session” am Donnerstag ab 19 Uhr. Hier gibt es keinen Lehrer, der seinen Schülern Anweisungen gibt. Ob Profi, Laie oder blutiger Anfänger: Die “Open Session” bietet eine Trainings-Location für jedermann. “Man kann sich ausprobieren, Choreos perfektionieren oder sich einfach von anderen tollen Tänzern inspirieren lassen”, erklärt Duc das Format. Hemmungen oder das Gefühl nicht gut genug zu sein, braucht man überhaupt nicht zu haben. “Auch Anfänger sollten sich nicht fehl am Platz fühlen. Beim Tanzen liegt der Fokus ganz auf sich, niemand verurteilt einen anderen, im Gegenteil. Deshalb: Traut euch und fangt an!”

Das langfristige Ziel der Room-Gründer: “Für Eltern ist es ganz logisch seine Kinder zum Fußball oder Schwimmen zu schicken. Tanzen soll genauso ein normales und akzeptiertes Hobby werden”, so David. Denn obwohl Sachsen eine der höchsten Dichten an Tanzschulen hat (es gibt allein acht Tanzschulen in Chemnitz) sind gerade Hip Hop und Breaking noch nicht hundertprozentig in den Köpfen der Menschen angekommen. “Das ist schade, da man gerade hier frei sein, kreativ werden und unabhängige Ideen realisieren kann.” “Room” soll ein Ort der Entwicklung sein - für jedermann. Dafür wird das Gründungsteam sogar vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, kurz EFRE, gefördert. Duc und David wissen, wovon sie sprechen, denn ohne Tanz - so sind sich die beiden sicher - wären sie heute nicht die, die sie sind.

Wer neugierig geworden und in die Chemnitzer Tanzszene eintauchen möchte, kann spontan vorbeikommen oder sich unter info@roomhiphopspot.de melden. Mehr Infos gibts unter https://roomhiphopspot.de/

Text: Isabel Möller

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