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Kunst ist mehr als nur hübsche Bilder. Es ist eine Sprache, die über Worte hinausgeht, eine universelle Kommunikationsform, die Kulturen verbindet, provoziert und inspiriert. Wir haben mit Olena Grishyna darüber geredet, wie sie diese nach der Corona Pandemie wieder für sich entdeckt hat.
Nach 15 Jahren in der Reisebranche erwischte Olena irgendwann der berufliche Burnout und sie wachte eines Tages auf und wusste, dass der Beruf, den sie so lange liebte, nicht mehr ihre Zukunft sein würde. Kurz darauf nahm die Covid Pandemie ihren Lauf. “Ich konnte lange nicht glauben, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. Deshalb war ich sogar ein wenig froh, dass die Quarantäne begann. Die ganze Welt blieb stehen und Reisen wurden eingestellt. Ich war sogar etwas froh darüber, dass ich dadurch in Ruhe der Kunst nachgehen konnte”, erinnert sich Olena an die ersten Tage der Pandemie.
Als sie mit ihrem Sohn Ostereier bemalte, merkte sie plötzlich, wie ihre Hand sich ganz von allein bewegte, während sie sich wieder an die Malstunden ihrer Kindheit erinnerte, an die Bewegungen, Farben und Motive der Petrykiwka-Malerei. Das gab ihr eine neue Perspektive und Hoffnung, als Malerin, Dekorateurin für traditionelle ukrainische Keramik und mit Workshops. Dieser traditionell ukrainische Stil, der seinen Ursprung im 18. Jahrhundert in der Region Dnipropetrowsk hat, wurde 2013 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt. Charakteristisch für die Petrykiwka-Malerei ist die Verwendung von speziellen Pinseln, die aus den weichen Haaren von Hauskatzen gefertigt werden. Diese ermöglichen eine außergewöhnlich feine und präzise Linienführung, welche die detailreichen und filigranen Muster zum Leben erweckt.
Am 24. Februar 2022 sollte Olenas Leben ein zweites Mal vollständig auf den Kopf gestellt werden. Russlands völkerrechtswidriger Krieg gegen die Ukraine führte die russische Armee innerhalb weniger Tage bis 15 km vor ihre Haustür. “Es war überall gefährlich. Jeden Tag hörte man Bomben und Raketen und unsere Kinder mussten in Schutzbunkern schlafen. Wir haben dann sehr schnell entschieden, dass ich mit unseren Kindern nach Chemnitz ziehen würden, weil wir noch weitere Familie hier haben. Es war trotzdem unglaublich schwer. Mein Ehemann sagte mir, dass wir akzeptieren müssen, dass wir alles, was wir besaßen, verloren haben. Wir mussten komplett von vorn anfangen”, so Olena.
In Chemnitz fand sie dann Dank der Unterstützung der Organisator:innen der Kreativachse einen Ort für ihren Neuanfang. Ihr Kunstatelier am Brühl 42 ist für sie die Erfüllung eines Traumes - ein kleiner Ort für ihre Gemälde, ihre Vasen und ihre Workshops, der für sie von der Kreativachse mitfinanziert und mit Netzwerk, und Werbung unterstützt wird. Ein offener Ort der Begegnung, zu dem sie alle gern einlädt, eine Welt, in der sie abtauchen und Negatives um sich herum vergessen kann. Olena hatte inzwischen sogar eine Ausstellung in Amsterdam und wir können dankbar sein, Olena am Brühl begrüßen zu dürfen, wo sie Chemnitz einen wertvollen und farbenprächtigen neuen Anstrich verleiht.
Text: Marco Henkel / Foto: Katerina Kiper