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Wahrscheinlich ist Daniel Rosenfeld der meist gehörte Chemnitzer Musiker. Weltweit. Die meisten Musiknerds wissen trotzdem nichts mit seinem Namen anzufangen. Das liegt daran, dass seine Kompositionen zwischen Ambient und Electronica vor allem den Fans von Minecraft bekannt sind.
Daniel Rosenfelds Geschichte klingt nach einem Märchen des digitalen Zeitalters: 1989 wird er in Karl-Marx-Stadt geboren, seine Familie war zuvor auf der Suche nach einer besseren wirtschaftlichen Situation aus der Sowjetunion in die DDR gezogen. Über seine Kindheit sagt Daniel alias C418: „Ich wuchs als ziemlicher Nerd auf.” Mitte der 90er-Jahre besorgte seine Mutter einen Computer, der für ihn und seinen Bruder das Tor in eine digitale Wunderwelt öffnete. Gemeinsam erkundeten die Geschwister Spiele, 3D-Grafik und nicht zuletzt die Produktion von Musik per Mausklick. Daniels Bruder war es dann auch, der ihm das Programm Ableton – sein heutiges Werkzeug der Wahl – mit den Worten “sogar Idioten können damit Musik machen” vorstellte.
Die ersten Gehversuche mit der Software beschreibt C418 als “Müll-Witz-Musik”, mit der er die Lautsprecher seines Rechners strapazierte. Doch er blieb am Ball und wurde mit seinen Kompositionen Teil der Community TIGSource.com, die auf die Entwicklung von Computerspielen spezialisiert ist. Dort traf er auf Markus “Notch” Persson, der an einem Sandbox-Game bastelte, in dem man mit Blöcken eigene Welten erschaffen konnte. Daniel schrieb die ruhige Musik für das Indiespiel. Dass es später als “Minecraft” zu einem weltweiten Megahit werden sollte, konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand ahnen.
Von da ab änderte sich sein Leben dramatisch. Als er den Soundtrack von Minecraft produzierte, arbeitete er noch am Fließband eines Unternehmens in Stollberg. Doch mit dem enormen Erfolg des Spiels konnte Daniel sich komplett auf seine Musik konzentrieren. Chemnitz bot ihm jedoch für einen langfristigen Einstieg in die Gaming-Industrie wenig Perspektive, weshalb ein Umzug nach Berlin anstand. Einige Wohnorte, Alben und Soundtracks später, lebt Daniel heute in Texas, wo er in Vollzeit als Komponist, Sounddesigner und Programmierer beschäftigt ist. Gemeinsam mit dem bekannten Entwickler Davey Wreden (“The Stanley Parable”) arbeitet er an einem neuen Spiel, über das er allerdings noch nichts verraten kann.
Für Abstecher zu seiner Familie in Chemnitz bleibt ihm wenig Zeit. Wenn er zu Besuch ist, hat er mit seinem Bruder ein festes Ritual: „Jedes Mal, wenn wir in Chemnitz sind, gehen wir zum Kosmonautenzentrum." Kein Wunder, dass die Musik von C418 so oft nach unendlichen Weiten klingt.
Reinhören und -lesen: c418.org
Text: Christian Selent Foto: c418.org