⚠ Diese Webseite wurde nicht für Internet Explorer 11 optimiert. Wir empfehlen Mozilla Firefox , Microsoft Edge oder Google Chrome.

Anzeige
Das Web-App-Mag
Immer auf Tasche

Magazin

Wo liegt Springfield?

Heute: Wo liegt Springfield?

Veröffentlicht am:

An den Hochschulen in Chemnitz, Zwickau, Mittweida und Freiberg studieren und arbeiten über 30.000 Menschen. Das „371“ will wissen, was dort so alles erforscht wird. Notwendig oder unsinnig, interessant oder einfach schräg - hier erfahrt ihr, was Forscher so forschen.

Die von Matt Groening erfundene Zeichentrickserie Simpsons ist die am längsten laufende, erfolgreichste und im Popbereich am häufigsten zitierte Cartoonserie der Welt. Auch im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Aufarbeitung erscheinen immer mehr interessante Publikationen. Das jüngste Beispiel hierfür ist die Diplomarbeit der Chemnitzer Soziologin Carina Schierz: „Die Simpsons, Springfield und die USA“

Was zunächst klingt, als hätte hier jemand lediglich seine privaten Sehgewohnheiten zur wissenschaftlichen Arbeit erhoben, entpuppt sich schnell als wirklich ernsthafte Auseinandersetzung mit der Frage, inwieweit sich die tatsächliche Sozialstruktur der USA in der gezeichneten Serie wiederfinden lässt. Doch wie kommt man dazu, dieses Thema zu wählen? „Zum Ende meines Studiums erfuhr ich von einer Kommilitonin, die über die Simpsons ihre Abschlussarbeit schreiben wollte. Als großer Fan der Serie klang dies für mich sehr interessant. Doch dann wählte sie ein anderes Thema und ich stand mit leeren Händen und dem Begriff Sozialstruktur alleine da“, erklärt Carina. So begann sie als erstes, aus ihrem Serienwissen zu schöpfen. Carina schrieb über die Charaktere, Vorkommnisse und beschäftigte sich mit der Frage, ob Springfield an jedem beliebigen Ort der USA liegen könnte. „Viel schwieriger als dieses Kapitel war jedoch die Ausarbeitung und Kategorisierung der Sozialstruktur der USA unter Gesichtspunkten wie Sterblichkeit, ethnische Zusammensetzung, Einkommen, berufliche Situation und Bildungstand.“

Diese Recherchearbeit bildete gewissermaßen die Blaupause unter der Carina sich 19 der mittlerweile 21 Staffeln der Simpsons gezielt anschaute. Zehn Folgen pro Tag – und das über Wochen. Gab es zum Beispiel eine Szene mit einem großem Menschenauflauf, stoppte sie das Bild und zählte wie viele verschiedene Ethnien vertreten waren. Am Ende sammelte sich so allein Datenmaterial von 114 Seiten an. Hatte sie nicht irgendwann genug und brauchte nach sechs Monaten Arbeit an diesem Thema eine Auszeit von den kleinen gelben Figuren? „Natürlich, aber irgendwie auch nicht. Ich glaube, ich habe meine Familie in dieser Zeit ganz schön genervt. Und was die Auszeit angeht: zwei Wochen, anschließend wieder ausgewählte Folgen“, fügt sie hinzu.

Carina Schierz, die derzeit als Jugendhausleiterin in Annaberg-Buchholz arbeitet, denkt mittlerweile über eine Fortsetzung ihre Beschäftigung mit den Simpsons unter den Prämissen Modernisierung und Globalisierung nach. Im Tectum Verlag hingegen kann man jetzt bereits ihre 150seitige Diplomarbeit als Buch erwerben und so vielleicht weniger über die Simpsons, aber mehr über die reale USA im fiktiven Springfield erfahren.

Ähnliche Artikel im 371 Campus: Heureka im Hörsaal - April 2010

erschienen im Heft 05/2010
Text: chezz Foto: André Koch

Zurück